Groebner, Valentin, Der Schein

der Person. Steckbrief, Ausweis und Kontrolle im Mittelalter. Beck, München 2004. 224 S. 14 Abb. im Text. Besprochen von Susanne Jenks.

Groebner, Valentin, Der Schein der Person. Steckbrief, Ausweis und Kontrolle im Mittelalter. Beck, München 2004. 224 S. 14 Abb. im Text.

 

In diesem Buch wird ein durchaus aktuelles Thema – nämlich die Identifikation von Personen – historisch betrachtet. Dies geschieht, gestützt auf historische wie literarische Quellen und Erzählungen, in eher essayistischer denn tiefgreifend analytischer Weise. Allerdings führt der Titel des Buches etwas in die Irre. Das Mittelalter ist zwar Ausgangspunkt der Betrachtung, steht aber nicht in Mittelpunkt des Buches, das sich hauptsächlich auf Beispiele aus der Zeit nach 1500 stützt und den Bogen bis ins 21. Jahrhundert hinein spannt. Dass dabei auf 224 S. nicht in die Tiefe gegangen werden kann, ist nicht überraschend. Das Buch wendet sich zudem zweifelsohne an ein breiteres Publikum, was unter anderem auch die Bezeichnung der Kreuzfahrer als „Gewalttouristen“ (S. 125) erklärt.

 

Im ersten Teil geht es um die Kategorien, mit denen jemand beschrieben wurde, wie Siegel, Wappen, Insignien, die eine Person ebenso gut darstellen konnten wie ein Porträt, um Zeichen (etwa Handelsmarken, Pilgerabzeichen, Notarszeichen etc.) und Kleider, um Hautfarben, Narben und Brandmale, die Auskunft über ein Individuum geben, sowie um die schriftliche Erfassung von Personen in den verschiedensten Registraturen und in zunehmend komplexeren Formen: zunächst nur durch Namen, dann im ausgehenden 14. und frühen 15. Jahrundert durch detaillierter Beschreibungen der Kleidung und des Aussehens. Der zweite Teil handelt von den Papieren, mit denen sich Personen auswiesen, wie Geleitbriefe, Empfehlungsschreiben, Gesundheitszeugnisse und Pässe, und um den Missbrauch dieser Papiere etwa durch Hochstapler.

 

Der Versuch, ein modernes Thema in einen historischen Kontext zu setzen und durch Geschichten einem breitem Publikum zugänglich zu machen, ist durchaus gelungen, und das Buch sollte als Anregung zu vertieften Studien genommen werden.

 

London                                                                                                                      Susanne Jenks