Rau, Karl Heinrich, Die vierzig Tage in Heidelberg.
HommensRau20000821 Nr. 1220 ZRG 118 (2001)
Rau, Karl Heinrich, Die vierzig Tage in Heidelberg. Erinnerungen an den badischen Aufstand im Sommer 1849, bearb. v. Wippermann, Gerd/Haupt, Gabriele/Moritz, Werner u. a. (= Archiv und Museum der Universität Heidelberg Schriften 3). Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 1999. 127 S.
Der Herausgeber Werner Moritz weist in seinem Vorwort S. 5f. darauf hin, dass mit der Einrichtung dieser Schriftenreihe auch die Möglichkeit gegeben sein sollte zur Veröffentlichung von Quellen des Universitätsarchivs. Um eine solche Veröffentlichung handelt es sich bei dem anzuzeigenden Werk. Weshalb ausgerechnet Raus Text für eine Veröffentlichung ausgewählt wurde, wird im einleitenden Aufsatz von Bernhard Stier (S. 9‑49) erörtert und damit begründet, dass Rau als einer der bedeutendsten Nationalökonomen seiner Zeit galt und zugleich auch politisch engagiert war. So war er 1833 als gewählter Abgeordneter der Universität in die Erste Kammer der badischen Ständeversammlung eingetreten, gehörte als vom Großherzog von Baden ernanntes Mitglied dem Landtag von 1839 an und übernahm im Frühjahr 1848 als Mitglied des Frankfurter Vorparlaments nochmals für kurze Zeit ein politisches Mandat. Seine Erinnerungen an den Badischen Aufstand im Sommer 1849 hält der Herausgeber „wegen der Dichte der Schilderungen der lokalen Ereignisse im nordbadischen Raum in den letzten Wochen der Revolutionszeit von ganz besonderem Wert“ (S. 5) und wegen der dazu von Rau gemachten Bewertungen für einen „exemplarischen Einblick in die Sichtweise eines Vertreters der konservativ‑liberalen Mitte“ (ebenda). Der Inhalt der Publikation setzt sich zusammen aus dem oben bereits erwähnten Aufsatz von B. Stier; es folgt die Handschrift (S. 51 ‑ 54) und kommentierte Textwiedergabe in der Bearbeitung von Gerd Wippermann, Gabriele Haupt, Werner Moritz und Bernhard Stier (S. 51 ‑ 107) mit Fußnoten insbesondere biographischer Art. In einem Anhang S. 109 ‑122 befinden sich ein Brief Karl Heinrich Raus an seinen Sohn Otto vom 16. Mai 1849, ein Brief Amalie Raus an „Ludwig“ vom 10. Juli 1849, ein Postscriptum Karl Heinrich Raus zum Brief von Amalie, datiert vom 11. Juli 1849, und ein Brief Karl Heinrich Raus an Großherzog Friedrich von Baden vom 21. Juni 1860. Das relativ umfangreiche Verzeichnis der Quellen und Literatur S. 123 ‑127 schließt die Publikation ab. Interessierten gewährt die Publikation tiefere Einblicke in die Zeit vor der Mitte des 19. Jahrhunderts, vor allem in die politischen Verhältnisse und die militärischen Vorgänge vor Ort sowie in den Lebensalltag der Menschen damals. Mit regelrechtem Vergnügen liest sich so manche Passage und so manche andere lässt den Leser beinahe schon emotional an den Ereignissen teilnehmen.
Der Wunsch des Herausgebers, dass dieses Buch „auch als äußeres Zeichen dafür verstanden wird, dass das Universitätsarchiv darum bemüht ist, sich noch stärker als bisher dem Publikum zu öffnen“ (S. 6), ist. m. E. in Erfüllung gegangen. Diese Art Publikationen macht Lust auf weitere ähnliche.
Trier/Ayl Maximilian Joh. Hommens