Schauplätze der Geschichte in Bayern
Schauplätze der Geschichte in Bayern, hg. v. Schmid, Alois/Weigand Katharina. Beck, München 2003. 496 S. 1 Karte
Nach der erfolgreichen Behandlung der Herrscher Bayerns nahmen die Veranstalter der bavaristischen Ringvorlesung an der Universität München angesichts der Bedeutsamkeit der Bindung des Geschehens an Raum und Zeit im Sommersemester 2002 und im Wintersemester 2003/2003 die Schauplätze des geschichtlichen Prozesses in den Blick. Schauplätze der bayerischen Geschichte wäre zu eng gewesen. Hatte doch Geschehen in Bayern vielfach Auswirkung weit darüber hinaus.
Geordnet sind die Vorträge angesichts der Bedeutung der Zeit für die Geschichte ungefähr chronologisch. Den Beginn bildet die Entstehung der Bayern im Frühmittelalter. Am Ende weist Garching vielleicht sogar in die Zukunft.
Vortrag wie breites Publikum bedürfen der leichten Verständlichkeit. Wissenschaft wünscht neue Erkenntnis. Beides versuchen bekannte, im weiteren Sinn weitgehend Münchener Historiker nach Möglichkeit zu vereinen.
Mit Regensburg als dem trotz weniger Nachweise unbestritten wichtigsten Schauplatz der frühen bayerischen Geschichte beginnt Alois Schmid. Friedrich Prinz berichtet an Hand Kleinhelfendorfs vom Martyrium des der Verführung beschuldigten heiligen Emmeram. Den Wandel Altöttings von der Pfalz zum Wallfahrtsort zeigt Ludwig Holzfurtner. Die Entscheidungsschlacht gegen die Ungarn auf dem Lechfeld verfolgt Manfred Weitlauff. Hubertus Seibert sieht Bamberg als das neue Rom Kaiser Heinrichs II., Rudolf Schieffer Nürnberg als das Herrschaftszentrum der Salier und Staufer. Die Hochzeit Friedrich Barbarossas mit Beatrix von Burgund in Würzburg 1156 lässt Johannes Merz miterleben, den Mordanschlag auf Herzog Ludwig I. in Kelheim 1231 Peter Schmid. Michael Menzel führt den Leser an den Alten Hof Ludwigs des Bayern in München. Claudia Märtl spürt der Hinrichtung der schönen Agnes Bernauer in Straubing nach. Memmingen verbindet Reinhard Stauber mit dem Bauernaufstand im Zunfthaus. In Ingolstadt erweist Rainer A. Müller die Universität als Bastion der römischen Kirche in der Reformation. Manfred Heim erörtert den Augsburger Religionsfrieden, Maximilian Lanzinner den Griff Bayerns nach der Reichsstadt Donauwörth. Höchstädt ist Marcus Junkelmanns Ort der europäischen Entscheidung von 1704, Regensburg der von Winfried Schulze betrachtete Sitz des immerwährenden Reichstags. In Ansbach legt nach Hermann Rumschöttel Montgelas den Grund für das moderne Bayern, in Gaibach verortet Katharina Weigand die bayerische Verfassung. Für das unabhängige Bayern stehen Walhalla als Tempel der deutschen Kulturnation (Reinhold Baumstark) und Neuschwanstein als bleibende Erinnerung eines trotz Scheiterns (Frank Büttner) von den Nachfahren verklärten Königs. In Bamberg findet die Demokratie eine Verfassung (Hans-Michael Körner), die in München durch den Marsch auf die Feldherrnhalle (Horst Möller) gefährdet und in Nürnberg (Andreas Wirsching) ausgehöhlt wird. Nach dem Dritten Reich und dem zweiten Weltkrieg wird Neugablonz zum Symbol der neuen Heimat von Vertriebenen (Walter Ziegler) und das Atomei zum vielleicht fragwürdigen Symbol des Fortschritts (Stephan Deutinger).
Der Übersicht dient eine zeitlose Karte. Gesammelte Anmerkungen und einführende Literaturhinweise ermöglichen die eigenständige Vertiefung. Möge sie auf Grund der vielfältigen Anregungen in ganz Bayern und weit darüber hinaus erfolgen.
Innsbruck Gerhard Köbler