Vielfalt und Einheit

in der Rechtsgeschichte. Festgabe für Elmar Wadle zu seinem 65. Geburtstag, hg. v. Gergen, Thomas (= Annales universitatis Saraviensis 136). Heymanns, Köln 2004. IX, 150 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

Vielfalt und Einheit in der Rechtsgeschichte. Festgabe für Elmar Wadle zu seinem 65. Geburtstag, hg. v. Gergen, Thomas (= Annales universitatis Saraviensis 136). Heymanns, Köln 2004. IX, 150 S.

 

Am 25. August 2003 vollendete Elmar Wadle in bewundernswerter Frische seinen 65. Geburtstag. Aus diesem Anlass fand an der Universität des Saarlandes ein wissenschaftliches Kolloquium statt, das Schüler, Freunde und Kollegen in Anerkennung seiner vielfältigen Verdienste um Rechtsgeschichte, Rechtswissenschaft und Universitätsleben für ihn bereiteten. Seinerzeitige Vorträge hat nun Thomas Gergen erfreulicherweise zu einem kleinen Band zusammengestellt und damit der Öffentlichkeit zugänglich macht.

 

Die Untersuchungen entsprechen bestens den außerordentlich weitgespannten Interessen des Jubilars. Sie betten die Rechtsgeschichte in die allgemeine Geschichte ein und verkennen - unter ostasiatischem Einfluss - nicht die Spannung zwischen List und Recht. Sie beginnen in der Antike und reichen bis in die Gegenwart.

 

Tiziana Chiusi äußert sich in gewissermaßen klassischer Tradition zur Wechselwirkung zwischen römischem Recht und provinzialen Rechten anhand von Dokumenten aus dem Archiv der Babatha. Johannes Fried untersucht Gedächtnisimplantate in der Geschichte – Beobachtungen und Konsequenzen. Wolfgang Sellert stellt List, Moral und Recht am bekannten Beispiel von Isoldes Eid nebeneinander. Arno Buschmann wendet sich Estor, Pütter und Hugo als Vorbereitern der historischen Rechtsschule zu. Unter dem plaktativen Titel Von der Scholastik zur Freiheit der Wissenschaft legt Klaus-Peter Schroeder die Neubegründung der Universität Heidelberg vor 200 Jahren dar. Thomas Gergen selbst erweckt mit schönem Bezug zur Bedeutung des kodifikationsgeschichtlich so wichtigen Jahres 1804 den Zivilrechtler, Stadtbibliothekar, Regionalhistoriker Père Gibault aus Poitiers und seine lateinische Code-civil-Übersetzung von 1808 zu neuem Leben.

 

In der Verschiedenheit dieser individuellen Beiträge zeigt sich die Vielfalt der Rechtsgeschichte. Die Ausrichtung auf die Geschichtlichkeit des Rechts verbindet sie zur Einheit. Dass Vielfalt und Einheit keine unüberbrückbaren Gegensätze sind, weist das den als Geburtstagsstrauß bleibenden Wert behaltenden Band abrundende Schriftenverzeichnis Elmar Wadles überzeugend nach.

 

Innsbruck                                                                                           Gerhard Köbler