Schütte, Bernd, König Philipp von Schwaben

*. Itinerar - Urkundenvergabe - Hof (= Monumenta Germaniae Historica 51). Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2002. XXXVII, 594 S. ZRG GA 121 (2004)

Schütte, Bernd, König Philipp von Schwaben. Itinerar – Urkundenvergabe – Hof (= Monumenta Germaniae Historica 51). Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2002. XXXVII, 594 S.

 

König Philipp von Schwaben wurde als jüngster Sohn Kaiser Friedrichs I. und Beatrix’ von Burgund im Februar oder März 1177 in Oberitalien geboren. Entgegen seiner ursprünglichen Bestimmung zum geistlichen Stand entschloss er sich nach dem Tod seines kaiserlichen Bruders in Messina am 28. September 1197, selbst das Königtum anzustreben. Als er nach der Wahl in Thüringen Anfang März 1198 und der Wahl des Welfen Otto von Poitou in Köln am 9. Juni 1198 nach langjährigem Ringen 1206 seinen Gegner besiegt hatte und vor der Anerkennung durch den Papst stand, wurde er in Bamberg am 21. Juni 1208 ermordet.

 

Ziel der von Franz-Reiner Erkens betreuten Leipziger geschichtswissenschaftlichen Habilitationsschrift des Jahres 1999 ist es, vor dem Hintergrund des (auf eine kartographische Darstellung verzichtenden) Itinerars, der Urkundenvergabe und der personellen Zusammensetzung des Hofs Aktionsradius und Integrationskraft dieses staufischen Herrschers zu untersuchen. Als Nachteil erweist sich dabei die recht schmale Überlieferung. Er könnte jedoch durch entsprechende künftige Untersuchungen zu Otto IV., Friedrich II., Heinrich (VII.) und Konrad IV. ausgeglichen werden.

 

Der Verfasser ermittelt zunächst sehr sorgfältig aus den urkundlichen und erzählenden Quellen das Itinerar, wobei er als einzelne Herrschaftsräume Nordosten (Sachsen, Thüringen, Hessen, Pleißenland), Mainfranken (mit Egerland und Nordgau), Südosten, Schwaben, Südwesten (mittlere und obere Mosel, Lothringen, Burgund), Oberrhein (mit Rhein-Main-Gebiet) und Nordwesten (Rheinland nördlich von Boppard) voneinander sondert. Danach wendet er sich für diese Räume der Vergabe der 190 bekannten Diplome, Mandate und Briefe zu, aus der sich eine monatliche Ausfertigung von durchschnittlich 1,5 Schriftstücken errechnen lässt. Abschließend befasst er sich mit dem Hof und erörtert sehr umsichtig als wichtigste Ratgeber Kanzlei und Kapelle, Reichsministeriale, Bischöfe, Äbte, Pröpste und andere Geistliche, weltliche Reichsfürsten sowie Grafen und Edelfreie.

 

Die gründliche Untersuchung ergibt, dass Nordosten, Südosten, Nordwesten und Südwesten des Reiches für Philipp von Schwaben nur Randzonen bildeten, während Schwaben, Oberrhein, Rhein-Maingebiet und Mainfranken den Kernraum darstellten. Einem Kernhof treten dabei viele räumliche wie personelle Außenhöfe zur Seite. Der Hof wird zahlenmäßig von Grafen, Edelfreien und Reichsministerialen beherrscht, von denen einige den König aber nur im Gefolge mächtigerer Herren aufsuchten. Klein ist der Kreis der die Politik unmittelbar tragenden Notare, Kapläne, Kanzler und Reichsministerialen. Insgesamt setzen sich unter Philipp von Schwaben die schon in den letzten Jahren Friedrichs I. erkennbaren zentrifugalen Kräfte verstärkt frei.

 

Der klaren vorsichtigen Untersuchung ist eine umfangreiche Dokumentation beigegeben. Sie ordnet die (66) Aufenthaltsorte von Aachen bis Zwickau und die etwa 175 wichtigsten Personen des Umfelds von Adalbert III. Graf von Dillingen bis Wolfger von Passau alphabetisch. Drei übersichtliche Register erschließen die gelungene Arbeit zur hochmittelalterlichen Reichsgeschichte zusätzlich.

 

Innsbruck                                                                                                       Gerhard Köbler