Urkunden des Klosters Hardehausen

*, bearb. v. Müller, Helmut (= Veröffentlichungen der historischen Kommission für Westfalen 37 = Westfälische Urkunden [Texte und Regesten] 9). mentis Verlag GmbH, Paderborn 2002. 1016 S. Besprochen von Gerhard Köbler. ZRG GA 121 (2004)

Urkunden des Klosters Hardehausen, bearb. v. Müller, Helmut (= Veröffentlichungen der historischen Kommission für Westfalen 37 = Westfälische Urkunden [Texte und Regesten] 9). mentis Verlag GmbH, Paderborn 2002. 1016 S.

 

Nordwestlich von Warburg in Westfalen liegt Hardehausen (Herswithehusen) im Osningtal, das 1020 beim kinderlosen Tod Graf Dodikos von Warburg als Teil eines Lehens an das Reich zurückfiel und mit drei Vorwerken an den Bischof von Paderborn bzw. 1036 dem neu gegründeten Stift Sankt Peter und Andreas in Paderborn ausgegeben wurde. Bischof Bernhard I. (von Oesede) gründete dort – vielleicht 1140, jedenfalls vor 1155, ein Kloster, das  er mit Zisterziensermönchen aus Kamp am Niederrhein besetzte und mit reichen Gütern ausstattete. Als Domänengut Preußens, als Heil- und Erziehungsanstalt, als Jugendhaus und als Landvolkshochschule dauerte die ehemalige Zisterzienserabtei auch nach der Säkularisation fort.

Nicht zuletzt auf Kosten Corveys  entwickelte sich das Kloster im 13. und 14. Jahrhundert zur größten geistlichen Grundherrschaft im Fürstbistum Paderborn. Um 1400 reichten seine Güter von Hameln und Lemgo bis Treysa und Schwalmstadt und von Büren und Salzkotten bis Hofgeismar und Melsungen. Am 8. Februar 1803 wurde seine Aufhebung förmlich vollzogen.

Der Urkundenbestand des Klosters ist der nach dem Urkundenbestand des Klosters Abdinghof in Paderborn am besten und dichtesten überlieferte Urkundenbestand des Fürstbistums Paderborn. Von seinen 1066 Ausfertigungen gehören vier dem 12. Jahrhundert, 350 dem 13. Jahrhundert, 320 dem 14. Jahrhundert, 241 dem 15. Jahrhundert, 101 dem 16. Jahrhundert, 37 dem 17. Jahrhundert und 13 dem 18. Jahrhundert an. Dagegen sind nur 110 Akten erhalten.

Wohl als Folge der Säkularisation kam der gesamte Bestand in vielfältige Gefährdung. Erst 1822 gelang durch Paul Wigand eine erste Sicherung. Sie wurde in der Folge durch eine ganze Reihe von Archivaren verbessert.

Zusammen mit der kopialen Überlieferung und der Überlieferung in anderen Archiven (Münster, Marburg, Paderborn, Warburg, Wolfenbüttel und Wrede-Melschede) hat der Bearbeiter aus diesem Grundbestand ein vorzügliches Urkundenbuch angefertigt. Es setzt mit einer undatierten Urkunde Heinrichs des Löwen (zwischen 1148 und 1154) ein und endet mit einer Bemeierungsurkunde Johannes Urbans in Warburg durch Abt Hermann Braun vom 24. Oktober 1796. Von den insgesamt 1467 Nummern gibt die Mehrzahl den Text ungekürzt wieder und nimmt erst ab etwa 1350 die Beschränkung auf ein Regest zu.

Erschlossen wird das gelungene Werk durch Sachindex und Glossar sowie durch einen sehr ausführlichen Orts- und Personenindex. Die gedruckten Quellen sind ebenso aufgeführt wie die auf eine Auswahl von 12 Titeln beschränkte Literatur. In 27 Abbildungen werden erhaltene Siegel wiedergegeben, in drei Zeichnungen Notarssignete.

Nach den Urkundenbüchern von Meschede, Oelinghausen, Bredelar, Dalheim, Marsberg, Drolshagen und Grafschaft ist mit diesem gewichtigen Band ein weiterer, bedeutender Schritt zur Erschließung der südostwestfälischen Klosterlandschaft getan.

 

Innsbruck                                                                                                       Gerhard Köbler