Keller, Christian, Victor Ehrenberg

und Georg Jellinek Briefwechsel 1872-1911 (= Studien zur europäischen Rechtsgeschichte 186 = Juristische Briefwechsel des 19. Jahrhunderts). Klostermann, Frankfurt am Main 2005. VIII, 478 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

Keller, Christian, Victor Ehrenberg und Georg Jellinek Briefwechsel 1872-1911 (= Studien zur europäischen Rechtsgeschichte 186 = Juristische Briefwechsel des 19. Jahrhunderts). Klostermann, Frankfurt am Main 2005. VIII, 478 S.

 

Das Buch beruht auf der von Michael Stolleis betreuten, im Wintersemester 2003/2004 vom Fachbereich Rechtswissenschaft der Universität Frankfurt am Main abgenommenen Dissertation des Verfassers. Es ist Teil des größeren von Barbara Dölemeyer und Aldo Mazzacane geleiteten Projekts der Edition juristischer Briefwechsel des 19. Jahrhunderts. In diesem Rahmen erfasst es einen besonders interessanten Ausschnitt.

 

Kennengelernt hatten sich die beiden großen Gelehrten in Leipzig im Herbst 1871, vermutlich im Hause des Rabbiners Abraham Meyer Goldschmidt. Der in Wolfenbüttel geborene Ehrenberg war von Göttingen nach Leipzig gekommen, der nur unwesentlich ältere, in Leipzig geborene Jellinek war für ein Semester von Wien und Heidelberg wieder nach Leipzig zurückgekehrt. Wenig später beginnt eine lebenslange Freundschaft, die bis zum Tod Jellineks am 12. Januar 1911 währt.

 

Ihr entstammen 212 Autographe und eine gedruckte Karte. Davon kommen 88 Briefe und 21 Postkarten von der Hand des Versicherungsrechtlers Victor Ehrenberg, 91 Briefe und 8 Postkarten von dem Staatsrechtler Georg Jellinek. Sie dokumentieren einen kontinuierlichen, aber leider nicht vollständigen erhaltenen Briefwechsel, dessen Überreste in der Gegenwart im Bundesarchiv Koblenz und in der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz aufbewahrt sind.

 

Der Bearbeiter lässt dem vorangestellten Verzeichnis der Briefe die wissenschaftliche Untersuchung unter dem Titel Wissenschaft als Lebensform folgen. Darin schildert der Bearbeiter sorgfältig und spannend die Herkunft beider aus angesehenen Familien des deutsch-jüdischen Bildungsbürgertums, den Weg in die Wissenschaft über Studium und Habilitation bis zur ersten Professur, das Spannungsverhältnis zwischen jüdischer Herkunft und christlicher Umwelt und das Wirken als deutsche Universitätslehrer in Rostock und Göttingen bzw. in Wien, Basel und Heidelberg. Zum Ausklang stellt er die Frage nach der Integration durch Wissenschaft.

 

Es folgt die von einem Bildnis beider Partner eröffnete Edition des Briefwechsels. Sie wird abgeschlossen durch eine klare Auflistung der wichtigsten Lebensdaten und der Schriften. Erschlossen werden die für die Gesellschafts- und Wissenschaftsgeschichte des späten 19. Jahrhunderts wichtigen Dokumente durch ein Personenregister.

 

Innsbruck                                                                                                                  Gerhard Köbler