Herrscher, Helden, Heilige,

* hg. v. Müller, Ulrich/Wunderlich, Werner unter Mitarbeit von Gaebel, Lotte (= Mittelalter-Mythen 1). UVK-Fachverlag für Wissenschaft und Studium, Sankt Gallen 1996. XIV, 785 S. Besprochen von Werner Ogris. ZRG GA 119 (2002)

OgrisHerrscher20010116 Nr. 725 ZRG 119 (2002) 02

 

 

Herrscher, Helden, Heilige, hg. v. Müller, Ulrich/Wunderlich, Werner unter Mitarbeit von Gaebel, Lotte (= Mittelalter-Mythen 1). UVK-Fachverlag für Wissenschaft und Studium, Sankt Gallen 1996. XIV, 785 S.

 

Die mit diesem Band eröffnete Reihe geht auf ein Forschungsprojekt der beiden Herausgeber zurück, das bereits auf dem „International Congress of Medieval Studies“ als eigene Sektion etabliert ist. Dem (auf mindestens 7 Bände geplanten) Unternehmen liegt ein „kulturwissenschaftliches“ Konzept zugrunde, das auf eine ganzheitliche Betrachtung der Mythen abzielt, sie also unter verschiedenen wissenschaftlichen Aspekten – wie etwa anthropologischen, philologischen, soziologischen – untersuchen will. Auch rechtshistorische Gesichtspunkte kommen vor (etwa bei Friedrich Barbarossa und Heinrich dem Löwen), bleiben aber blaß und im Hintergrund. Das liegt wohl hauptsächlich am Thema „Mythen“ selbst, dann aber auch an der Auswahl der Bearbeiter, denen die historia iuris meist kein primäres Anliegen ist. Immerhin kann auch unsere Wissenschaft zu einigen der insgesamt 47 Personen/Mythen nützliche und ergänzende Hinweise erhalten.

Davon abgesehen zeugt das umfangreiche Sammelwerk, das ausdrücklich nicht als „Handbuch“ oder „Enzyklopädie“ verstanden sein will, von dem ungebrochenen Faszinosum, welches das Mittelalter und bzw. oder seine Mythen unserer (rationalen) Gegenwart vermittelt bzw. vermitteln. Dazu das Vorwort (auf S. XII): Da große orientierende Weltbilder an Überzeugungskraft verlieren und der Glaube an den Fortschritt eines Zivilisationsprozesses verloren geht, entdeckt unsere Gegenwart eine Funktion des Mythos neu, nämlich eine Weltsicht oder ein Lebensverständnis anschaulich zu begründen und zu verbreiten.

Mittlerweile ist in der Reihe bereits Band 2 (Dämonen, Monster, Fabelwesen. UVK-Fachverlag für Wissenschaft und Studium, Sankt Gallen 1999, 696 S.) erschienen. Unter den zahlreichen Typen phantastischer Geschöpfe sind unter rechtshistorischem Aspekt u. a. interessant: Hexen, Leviathan, Teufel.

 

Wien                                                                                                              Werner Ogris