Gratta, Rodolfo del, Scritti minori. Edizioni ETS
RanieriGratta20000511 Nr. 10094 ZRG 118 (2001)
Gratta, Rodolfo del, Scritti minori. Edizioni ETS, Pisa 1999. XIV, 400 S.
Im vorliegenden Band gibt die Juristische Fakultät der Universität Pisa sämtliche vorliegenden Aufsätze des kürzlich verstorbenen italienischen Rechtshistorikers Rodolfo del Gratta (1945‑1998) heraus. Rodolfo del Gratta, Schüler des Nestors der italienischen Rechtsgeschichte, Ennio Cortese, war seit 1976 Dozent für italienische Rechtsgeschichte an der Pisaner Rechtsfakultät. Lehrbeauftragter für dieselbe Materie seit 1977 an der Juristischen Fakultät von Cagliari, wurde er 1980 dort assoziierter Professor. 1983 kam er wieder an die Juristische Fakultät von Pisa als assoziierter Professor für die Geschichte der Institutionen der alten italienischen Staaten. Zeitweilig las er auch italienische Rechtsgeschichte. In seiner Einleitung (S.VII‑XI) schildert Ennio Cortese bewegt Leben, wissenschaftliches Werk und Persönlichkeit des verstorbenen Schülers. Der Band selbst enthält 20 Aufsätze unterschiedlicher Länge. Sie stammen aus dem rechtshistorischen Werk des Verstorbenen von 1973 bis zum letzten Beitrag aus dem Jahre 1998. Sie bewegen sich alle um die Problematik, welcher del Gratta sein gesamtes wissenschaftliches Leben widmete: die Geschichte der Universität Pisa und der Institutionen das Großherzogtums Toscana im 16. und 17. Jahrhundert. Verständlicherweise im Sammelband nicht enthalten, aber ständig im Hintergrund sämtlicher Beiträge, stehen die beiden zentralen Werke del Grattas: „Die Acta graduum Academiae Pisanae“, Band 1 (1543‑1599), Pisa 1980 sowie die „Libri matricularum studii Pisani“ (1543‑1609), Pisa 1980. Die entsprechenden Einführungen werden in unserem Band wiederabgedruckt („Gli acta graduum academiae Pisanae“ [1543-1737], S.133ff. sowie „Libri matricularum studii Pisani“ [1543‑1609], S.143ff.). Mit der Erschließung der Promotionsakten der Universität Pisa im 16. Jahrhundert und sämtlicher Pisaner Doktordisputationen bis ins 18. Jahrhundert hat del Gratta zusammen mit seinen Schülern für die Geschichte nicht nur der Pisaner Universität, sondern der italienischen Universitäten im 16. und 17. Jahrhundert insgesamt ein grundlegendes Arbeitsinstrument geschaffen. Sämtliche hier versammelten Aufsätze stellen Teilergebnisse und Spezialaspekte aus der archivalischen und editorischen Dokumentationsarbeit dar, welche den Verfasser mehr als zwei Jahrzehnte beschäftigte. Aus der Sicht der italienischen Rechtsgeschichte seien hier etwa der Beitrag zu „Pietro Calefati giurista piombinese Professors nello Studio di Pisa“ (1499‑1586) (S. 1‑22) sowie drei Aufsätze über die Rechtsfakultäten in Pisa und in Florenz im 15. und 16. Jahrhundert (S. 89‑132) genannt. Ein längerer Beitrag ist der Geschichte des italienischen Feudalrechts im 17. Jahrhundert gewidmet: „Giovan Battista De Luca nella storia istituzionale e giuridica del principato piombinese” (S. 209‑226). Andere Beiträge betreffen die institutionellen Auseinandersetzungen innerhalb des Großherzogtums Toscana im 16. Jahrhundert sowie das Feudalleben am Mediceischen Hof Cosimos I. (S. 335‑376). Der Band wird durch eine „Nota bibliografica“ abgeschlossen, in der die Fundstellen der versammelten Beiträge bibliographisch wiedergegeben werden. Sie waren in zahlreichen, kaum zugänglichen historischen Periodika zur toscanischen Geschichte und in ebenfalls kaum zugänglichen Sammelbänden aufgesplittert veröffentlicht. Die Initiative der erneuten Publikation in diesem Sammelband ermöglicht in verdienstvoller Weise, daß diese Beiträge für die italienische Universitätsgeschichte allgemein zugänglich bleiben. Der Sammelband stellt deshalb für jeden Kenner der italienischen Rechts‑ und Universitätsgeschichte des 16. und 17. Jahrhunderts eine Fundgrube wichtiger Informationen dar.
Saarbrücken Filippo Ranieri