Schöber, Peter, Wirtschaft

, Stadt und Staat. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Böhlau, Köln 2000. VIII, 307 S. Besprochen von Gerhard Dilcher.

Schöber, Peter, Wirtschaft, Stadt und Staat. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Böhlau, Köln 2000. VIII, 307 S.

 

Wer auf 300 Seiten ein Thema „von den Anfängen bis zur Gegenwart“ wissenschaftlich behandeln will, muß sich des Gegenstandes und der Methode sehr sicher sein. Peter Schöber ist es: Er will eine sozioökonomische Analyse der urbanen Entwicklung vom alten Orient bis zur Globalisierung aus einem im wesentlichen marxistischen Ansatz entwickeln, durch etwas hegelianischen „Spiritualismus“ und pragmatische Heranziehung der Literatur bis hin zur amerikanischen Stadtsoziologie aufgelockert. Durch die Vielzahl der berücksichtigten Faktoren und die strukturgeschichtliche Grundlegung ergeben sich dabei für den Leser durchaus anregende Gedanken. Doch wird meist bewußt vor allem die als maßgeblich erachtete Literatur referiert; im Mittelalterteil meist die Klassiker des 19. Jahrhunderts und frühen 20. Jahrhunderts, bis etwa zu Sombart, aufgefrischt durch einige neuere historische Gesamtdarstellungen. Der Darstellungsrahmen bleibt dem marxistischen Geschichtsschema verpflichtet: Die vormoderne Stadt wird als „vorbürgerliche“ bezeichnet, die Formation des alteuropäischen Stadtbürgertums also in ihrer Eigenart – und damit auch ihrer eigenständigen historischen Rolle, wie sie etwa schon Max Weber sieht – nicht wahrgenommen. Die „bürgerliche Stadt“ wird ganz bezogen auf Hegels Begriff der „bürgerlichen Gesellschaft“, sie wird abgelöst von der „kapitalistischen“ und „postkapitalistischen“ Stadt. Die Erläuterung der Begriffe folgt den genannten Klassikern. In den letzten Kapiteln löst Schöber sich dann von ihnen und vertraut sich mehr der amerikanischen sozioökonomischen Theorie zu Urbanistik und Globalisierung an: Für ein erstes Kennenlernen dieser Ansätze nützlich.

 

Königstein / Ts.                                                                                              Gerhard Dilcher