Università degli Studi di Roma
Università degli Studi di Roma „La Sapienza”. Storia della Facoltà di Lettere e Filosofia de „La Sapienza“ a cura di Capo, Lidia/Di Simone, Maria Rosa, prefazione di Paratore, Emanuele. Viella Libreria editrice, Rom 2000. XIX, 707 S.
Der hier anzuzeigende Sammelband geht aus einem historischen Forschungsprojekt der Philosophischen Fakultät der Universität Rom hervor. In einer ganzen Reihe von Beiträgen wird die Geschichte und das Wirken des römischen „Studium“ bis zum Ende des vergangenen Jahrhunderts kurz präsentiert. Die zwei Herausgeberinnen sind Historikerinnen der Neuzeit an der Philosophischen Fakultät der Universität Rom. Der Band wird von einem Vorwort des derzeitigen Dekans eingeleitet. Die Universität Rom in der eigentlichen derzeitigen Struktur beginnt formell mit der piemontesischen Besetzung von Rom im Jahre 1870. Bis dahin kannte Rom ein pontifizisches Studium mit einer Unzahl von Fakultäten. Eine Universität im eigentlichen historischen Sinne als Korporation nämlich und Universitas war das römische „Studium“ in den Jahrhunderten davor jedoch nicht. Die Nähe des Papstes und die Sonderstellung der Stadt Rom hat also dem römischen „Studium“ eine besondere Eigenart verliehen. Der Band betrifft ausschließlich die Philosophische Fakultät und das Studium der artes liberales. Erste Anfänge eines „Studiums“ in Rom datieren aus dem 13. Jahrhundert. Den ersten Jahrhunderten ist der erste Abschnitt des Bandes mit einigen Beiträgen etwa zu den frühen Anfängen (Lidia Capo, I primi due secoli dello Studium Urbis, S.3ff. oder von Ivana Ait, Il finanziamento dello Studium Urbis nel XV secolo: iniziative pontificie e interventi dell’élite municipale, S.35ff.) gewidmet. Besonders interessant sind die Beiträge von Maria Accame Lanzillotta, L’insegnamento di Pomponio Leto nello Studium Urbis, S. 71ff. und von Maurizio Campanelli und Maria Agata Pincelli, La lettura dei classici nello Studium Urbis tra Umanesimo e Rinascimento, S. 93ff., die sich mit dem Einfluß des Humanismus im 16. Jahrhundert befassen. Der weitaus größte Teil des Bandes ist der modernen und zeitgenössischen Geschichte der Philosophischen Fakultät gewidmet. Er beginnt mit dem Beitrag von Francesca Loverci, Gli studi umanistici dal Rinascimento alla Controriforma, S. 199ff., der wiederum dem Einfluß der Renaissance im 16. Jahrhundert gewidmet ist, und wird mit einer Unzahl von Beiträgen aus der Geschichte der Fakultät im 19. Jahrhundert und in den letzten Jahrzehnten fortgesetzt. Hier seien etwa erwähnt die Beiträge zu der napoleonischen Zeit von Paolo Alvazzi del Frate, L’ordinamento della Facoltà di Lettere nel periodo napoleonico (1809-1814), S. 341ff., oder von Maria Rosa di Simone, La Facoltà umanistica dalla restaurazione alla caduta dello Stato pontificio, S. 359ff. Besonders wichtig ist die Darstellung der Situation während der faschistischen Zeit von Laura Cerasi, „Il centro massimo degli studi in Italia”. Appunti sulla Facoltà di Lettere e Filosofia durante il fascismo, S. 509ff. Eindrucksvoll die zeitgenössischen, fast biographischen Berichte von Vanessa Roghi und Albertina Vittoria, Un „santuario della scienza”: tradizione e rotture nella Facoltà di Lettere e Filosofia dalla Liberazione al 1966, S. 567ff. über die studentischen Unruhen Ende der 60er Jahre, welche die Veränderung der universitären Landschaft in Italien einleiteten. Der Sammelband wird mit einem historisch-statistischen Beitrag von Gabrielle Ciampi, Gli studenti della Facoltà di Lettere e Filosofia: dati e notazioni, S. 629ff., über die soziologische Zusammensetzung der Studenten in den Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts abgeschlossen. Hier werden nicht nur statistische Tabellen angeführt, sondern auch gezielt biographische und bibliographische Angaben gemacht, vor allem etwa zum Studium der Frauen am Anfang des 20. Jahrhunderts. Die gesamte Publikation wird durch eine umfassende Bibliographie (S. 667ff.) und ein Register der zitierten Autoren (S. 675ff.) abgerundet. Für die Geschichte der italienischen Universität und vor allem für die Geschichte der Kultur des Humanismus und der Renaissance sowie des Vereinigten Italienischen Königreichs ist dieser Sammelband eine Fundgrube von interessanten Informationen, die auch den deutschen Rechtshistoriker ansprechen dürften.
Saarbrücken Filippo Ranieri