Die Urkunden Friedrichs II. 1198-1212

, bearb. v. Koch, Walter unter Mitwirkung von Höflinger, Klaus und Spiegel, Joachim und unter Verwendung von Vorarbeiten von Schroth-Köhler, Charlotte (= Monumenta Germaniae Historica. Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser, Bd. 14, Teil 1). Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2002. LVI, 522 S. Besprochen von Gerhard Köbler. ZRG GA 121 (2004)

Die Urkunden Friedrichs II. 1198-1212, bearb. v. Koch, Walter unter Mitwirkung von Höflinger, Klaus und Spiegel, Joachim und unter Verwendung von Vorarbeiten von Schroth-Köhler, Charlotte (= Monumenta Germaniae Historica. Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser, Bd. 14, Teil 1). Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2002. LVI, 522 S.

 

Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser zählen seit langem zu den wichtigsten Quellen der deutschen Geschichte. Von daher stehen sie von Anfang an im Blickpunkt der Monumenta Germaniae Historica. Allerdings sind sie selbst in 200 Jahren Forschung noch nicht vollständig erfasst, wenn auch beispielsweise durch den 1990 erfolgten Abschluss der fünfbändigen, seit 1975 von Heinrich Appelt in Wien besorgten Ausgabe der Urkunden Friedrichs I. die Machbarkeit auch großangelegter Editionsvorhaben eindrucksvoll erwiesen werden konnte und eine ganze Reihe kleinerer Vorhaben bereits verwirklicht ist oder bald verwirklichst sein wird.

 

Für den Staufer Friedrich II. bildet bisher die beste Grundlage die Historia diplomatica Friderici secundi sive Constitutiones, privilegia, mandata, instrumenta, quae supersunt istius imperatoris et filiorum eius, hg. v. Huillard-Bréholles, Jean-Louis-Alphonse, Band 1ff. 1852ff. Diese seinerzeit ausgezeichnete, aber höchstens zwei Drittel des heute bekannten Materials umfassende und vielfach auf den erstbesten verfügbaren Überlieferungsträger zugreifende Leistung soll seit einem Beschluss der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae Historica vom 10. März 1978 durch eine neue kritische Edition ersetzt werden. Den verheißungsvollen Beginn macht nun der erste von 1198 bis 1212 reichende Band.

 

Er behält die bewährten Editionsgrundsätze bei, geht in Einzelheiten aber noch darüber hinaus. Angesichts des zu erwartenden Umfangs des Gesamtwerks wird in ihr auf umfangreiche Kommentierung einzelner Texte verzichtet. Im Zweifel ist sie um einen benutzerfreundlichen Mittelweg bemüht.

 

Der erste Band enthält die frühe Zeit Friedrichs II. als rex Sicilie, ducatus Apuliae et principatus Capue sowie seinen Zug in den Norden als in Romanorum imperatorem electus bis zum Betreten deutschen Bodens im Spätsommer 1212. Er betrifft ganz überwiegend süditalienische Empfänger, deren Einzugsbereich archivalisch bereits ganz erfasst ist. Er soll in jedem Fall schon einmal auf das Gesamtunternehmen aufmerksam machen.

 

Aufgenommen sind 171 (echte und bereits im Mittelalter gefälschte) Urkunden Friedrichs II. (Nummern 1-170 und die während des Drucklegungsvorgangs in Barcelona aufgefundene Nr. 136a) , die ihn nach dem Tod Konstanzes von Sizilien am 28. November 1198 als alleinigen, wenn auch noch bis 26. Dezember 1208 unter Vormundschaft stehenden Herrscher im Königreich Sizilien nennen. Sie beginnen im Januar 1199. Sie enden mit dem Verlassen Italiens am Monatswechsel zwischen August und September 1212.

 

Von den 171 Urkunden liegen 71 (fast 42 Prozent) als (angebliches) Original (in 33 Archiven und Bibliotheken in Sevilla, Palermo, Bari, Patti, Frascati, Agira, Catania, Karlsruhe, Mercogliano, Neapel, Paris, Troia, Agrigent, Ascoli Piceno, Barletta, Caltagirone, Catanzaro, Cefalù, Cremona, Gravina di Catania, Marseille, Messina, Pisa, Rom, Salerno, Trani und Turin) vor (davon 8 mittelalterliche Fälschungen). Das Schwergewicht der kopialen Überlieferung erbringt das 13. Jahrhundert. Vier Urkunden können nur nach modernen Drucken geboten werden.

 

66 der insgesamt 171 Urkunden sind in der Edition Huillard-Bréholles’ und den Acta imperii inedita Eduard Winkelmanns nicht enthalten. 28 Urkunden werden als Erstveröffentlichung oder als Erstveröffentlichung nach dem Original oder nach älteren bzw. besseren Überlieferungen vorgelegt. Ein Neufund überhaupt ist das Original für Johannes Fazarius.

 

Urkundenform ist überwiegend das feierliche normannisch-sizilische Privileg. Der zeitliche Durchschnittswert ergibt etwa 12 Urkunden pro Jahr. Nur ganz wenige Urkunden betreffen das Gebiet außerhalb des Königreichs.

 

Ergänzt wird die wertvolle Edition durch ein Namensregister, ein Wort- und Sachregister, ein Verzeichnis der Empfänger, ein Verzeichnis der Lagerorte, ein Quellen- und Literaturverzeichnis und Konkordanzen, veranschaulicht durch 16 Photographien. Angekündigt sind mindestens sieben weitere Bände. Möge ihre bei der bayerischen Akademie der Wissenschaften verankerte Erarbeitung rasch und gut gelingen.

 

Innsbruck                                                                                                       Gerhard Köbler