Rauchegger, Andreas, Der Homo aquamportans

. Wasserträger – Wasserverkäufer – Wasserschenker. Ein Beitrag zur historischen Trink- und Nutzwasserversorgung im europäischen Kulturraum. Studia, Innsbruck 2014. 388 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

Rauchegger, Andreas, Der Homo aquamportans. Wasserträger – Wasserverkäufer – Wasserschenker. Ein Beitrag zur historischen Trink- und Nutzwasserversorgung im europäischen Kulturraum. Studia, Innsbruck 2014. 388 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Das aus den Elementen Wasserstoff und Sauerstoff bestehende, im flüssigen Zustand durchsichtige und weitgehend farblose Wasser ist eine wesentliche Grundlage des irdischen Daseins, so dass mit gutem Grund verkürzt formuliert werden kann „Wasser ist Leben“. Weil der Mensch zu mehr als 70 Prozent aus Wasser besteht und auf natürliche Weise ständig Wasser an seine Umwelt abgibt, muss er im Laufe eines durchschnittlichen Lebens rund 50000 Liter Wasser aufnehmen. Dafür stehen ihm an sich rund 1,4 Milliarden Kubikmeter Wasser zur Verfügung, die unter Anderem 71 Prozent der Erdoberfläche bedecken, doch sind nur 3,5 Prozent des Wassers als Süßwasser bekömmlich, während der Großteil des Wassers wegen seines Salzgehalts vom Menschen nicht unmittelbar getrunken werden kann.

 

Mit einem Teilbereich der menschlichen Wassernutzung beschäftigt sich die vorliegende, von Siegfried de Rachewiltz in Dorf Tirol betreute, an der Universität Innsbruck angenommene Dissertation des im Kulturmanagement tätigen Verfassers. Sie gliedert sich nach einer Einleitung über Erzählung, Problemzugang und Rahmen, Methodik und Ariadne-Faden in vier Teile. Sie betreffen Mythen und Sagen über Wasserbehälter und Wasserträger, den Homo aquamportans in seiner Sachkultur, Wasserverkäufer und kulturelle Inszenierungen und das Wirtschaftsgut Wasser.

 

Im Kern geht es um den Teil der Menschheitsgeschichte, in dem sich nicht mehr jeder zur Sicherung seines Lebens selbst mit dem in der Natur vorhandenen Wasser versorgte, sondern der Mensch das Wasser mittelbar im Verhältnis zu seinem Mitmenschen wirtschaftlich nutzte, was vermutlich erst mit der Sesshaftwerdung in größerem Umfang erfolgte. In diesem Rahmen betrachtet der Verfasser zahlreiche vielfältige Einzelfragen des Tragens, Verkaufens und auch Schenkens von Wasser und führt sie unter Veranschaulichung durch viele Abbildungen interessanten Schlussfolgerungen zu. Insgesamt bietet sein einfallsreiches Werk auf der Grundlage eines umfangreichen Literaturverzeichnisses jedermann neue, durch eine Register von Abfall bis Zwang benutzerfreundlich aufgeschlossene Erkenntnisse über den wirtschaftlichen Umgang des Menschen mit dem grundlegenden irdischen Naturgut Wasser an vielen Orten seit vielen Jahrtausenden.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler