Hartmann, Wilfried, Ludwig der Deutsche

. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2002. X, 294 S., 8 Ill. Kt. Besprochen von Klaus-Frédéric Johannes. ZRG GA 121 (2004)

Hartmann, Wilfried, Ludwig der Deutsche. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2002. X, 294 S., 8 Ill., Kt.

 

Hier ist aus der Feder des Tübinger Mediävisten Wilfried Hartmann ein besonders gelungenes Werk anzuzeigen; in diesem Band werden Leben und Zeit des lange vernachlässigten Ludwig des Deutschen nahegebracht.

 

Seit der monumentalen Darstellung Ernst Dümmlers[1] im 19. Jahrhundert war Ludwig dem Deutschen im Grunde genommen keine biographische Würdigung mehr zugekommen, obgleich nicht einmal das Dümmlersche Werk als Biographie bezeichnet werden kann. Jedenfalls fehlte Ludwig in den allermeisten Herrscherdarstellungen völlig, wie auch in vielen übergreifenden Werken kaum dezidiert auf ihn eingegangen wurde.

 

Wilfried Hartmann zeichnet in seinem Buch jedenfalls ein differenziertes Bild Ludwigs, seiner Zeit, seines Reiches, faßt die bisherige Forschung - an der er ja maßgeblich beteiligt war und ist - zusammen und führt sie weiter.

 

Das leicht lesbare Buch fungiert nun als Angelpunkt. Einerseits bietet es die konzise Zusammenfassung des heutigen Forschungsstandes[2], andererseits dient es als neue Basis und Anregung für künftige Forschung[3]. Das Werk ist klar gegliedert in vier Großkapitel (1. Einleitung, S. 1; 2. Leben und Regierung Ludwigs des Deutschen, S. 18; 3. Herrschaftsstruktur, S. 123; 4. Schluß, S. 252), die in sich noch einmal feingegliedert sind. Innerhalb der Großkapitel wird dann noch der Bogen gespannt von der Familie zu „Innen- und Außenpolitik“; Sozial-, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte, Rechtsgeschichte wie Kirchenpolitik, innere wie äußere Mission werden genauso dargestellt wie Itinerar und Kanzlei, um nur einige Punkte aufzuzeigen.

 

In mehrerlei Hinsicht ist dieses Buch ein Glücksfall. Es reißt Ludwig aus dem unverdienten Schatten, in dem er bisher verborgen war, rückt ihn ins Bewußtsein der Forschung, initiiert also wieder neue Forschung zu Ludwig. Andererseits gibt es nun (endlich!) eine heutigen Ansprüchen genügende, umfangreichere biographische Würdigung Ludwigs[4], ja sogar die erste überhaupt - ohne dadurch Ernst Dümmlers Riesenwerk, das noch immer unverzichtbar ist, minimieren oder gar negieren zu wollen.

 

Ein rundum gelungenes Werk, klar, konzise, flüssig lesbar, auf der Höhe der Forschung befindlich, die ja auch und gerade durch Hartmann selbst vorangetrieben wird, bebildert, künftig für jeden, der sich mit dieser Zeit beschäftigt, unverzichtbar.

 

 

Heidelberg                                                                                         Klaus-Frédéric Johannes

[1] Dümmler, Ernst, Geschichte des ostfränkischen Reiches, 3 Bde., 2.. Aufl. 1887 u. ö.

[2] Einschließlich der bereits eingearbeiteten Ergebnisse von noch teilweise ungedruckten Arbeiten wie der Freiburger Dissertation von Boris Bigott und der amerikanischen Arbeiten von Goldberg, MacLean und Caroll).

[3] Als „erste Frucht“ bereits das wissenschaftliche Symposion „Ludwig der Deutsche“ vom 9.-11. 11. 2002 im Lorscher Museumszentrum.

[4] Abzusehen ist hier von den Passagen bei Johannes Frieds grandioser Zusammenschau „Der Weg in die Geschichte“ (1994) einerseits, allerdings mit ab und an verzerrtem Blick auf Ludwig und seine Zeit, und andererseits der biographischen Würdigung Ludwigs bei Wilfried Hartmann, Herrscher der Karolingerzeit, in: Karl Rudolf Schnith (Hg.), Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern, 1990, p. 11-97.