Das ideale Parlament. Erich Salomon als Fotograf

in Berlin und Den Haag 1928-1940, hg. v. Biefang, Andreas/Leenders, Marij (= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 167, Reihe Parlament und Öffentlichkeit Band 5). Droste, Münster 2014. 368 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

Das ideale Parlament. Erich Salomon als Fotograf in Berlin und Den Haag 1928-1940, hg. v. Biefang, Andreas/Leenders, Marij (= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 167, Reihe Parlament und Öffentlichkeit Band 5). Droste, Münster 2014. 368 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Erich Salomon wurde in Berlin am 28. April 1886 als Sohn des wohlhabenden Bankiers und Kommerzialrats Erich Salomon geboren und studierte Maschinenbau an der Technischen Universität in Charlottenburg sowie Rechtswissenschaft in München und Berlin. Nach der juristischen Promotion in Rostock 1913 wurde er Börsenmakler und gründete nach dem Rückgang des Vermögens in der Inflationszeit ein kleines Taxiunternehmen, dessen einfallsreiche Werbung ihn 1925 zum Mitarbeiter des Ullstein Verlags werden ließ. Zur Vermehrung einer Einkünfte begann er mit der Fotografie und wurde nach frühen Aufsehen erregenden Bildreportagen selbständiger Unternehmer, der als erster auch im Weißen Haus in Washington Aufnahmen machen durfte.

 

Das ihn betreffende vorliegende Sammelwerk entstand, gefördert durch das Montesquieu-Institut in Den Haag und die SNS Real Fonds in Den Haag, aus einer Zusammenarbeit der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien in Berlin und dem Centrum voor Parlamentaire Geschiedenis an der Universität Nijmegen. Es enthält insgesamt zwölf Beiträge. Sie betreffen Erich Salomon als Parlamentsfotografen, Erich Salomon im Kontext der parlamentarischen Bilderwelten und Erich Salomon als mögliches Vorbild.

 

Hierbei führen die beiden Herausgeber zunächst in die Bilder vom Reichstag des Deutschen Reiches zwischen 1928 und 1931 und in die nach der Flucht vor den Nationalsozialisten zwischen 1936 und 1940 in der niederländischen Heimat seiner Frau in eingeschränktem Wirkungskreis aufgenommenen Bilder ein und betrachtet Malte Zierenberg Salomons Bilder als Ware vor und nach der Aufnahme. Im zweiten Teil werden etwa die Ikonografie des kommunistischen Antiparlamentarismus in der Weimarer Republik oder die Straßenpolitik und der Schutz der politischen Institutionen in Den Haag untersucht, während im dritten Teil Erna Wagner-Henkel, Barbara Klemm oder Vincent Mentzel mit Erich Salomon in Vergleich treten. Veranschaulicht werden die Ausführungen dabei durch zahlreiche Abbildungen, aufgeschlossen durch Anhang und Register, so dass der Band insgesamt im Rahmen des Möglichen eine würdige Erinnerung an den in Auschwitz wahrscheinlich am 7. Juli 1944 mit Frau und Sohn ermordeten Starfotografen bietet.

 

Innsbruck                                                                              Gerhard Köbler