Mayer-Wegelin, Eberhard, Das alte Frankfurt am Main 1855 bis 1890
Mayer-Wegelin, Eberhard, Das alte Frankfurt am Main 1855 bis 1890 – Photographien v. Mylius, Carl Friedrich. Schirmer Mosel Verlag, München 2014. 260 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Das im Jahre 794 als Pfalz erstmals erwähnte Frankfurt an dem unteren Main ist für die deutsche Geschichte von besonderer Bedeutung. Wie dies die Goldene Bulle Karls IV. 1356 ausdrücklich festlegt, wird in ihm grundsätzlich der deutsche König des Heiligen römischen Reiches gewählt, danach auch der neuzeitliche Kaiser gekrönt und wird der Geburtsort Johann Wolfgang von Goethes nach dem Ende des Reiches es Hauptstadt des Rheinbunds und 1815 Sitz der Bundesversammlung des Deutschen Bundes, an dem 1848/1849 in der Paulskirche die deutsche Nationalversammlung zusammenkommt. In der Gegenwart ist die 1866 von Preußen annektierte und 1945 an Hessen gelangte Stadt, die durch die Frankfurter Buchmesse weltweite Bedeutung erlangt hat, Sitz der Europäischen Zentralbank und blühende europäische Wirtschaftsmetropole.
Das Geld ist freilich, obwohl es eine eigene lange und gewichtige Geschichte hat, für deren Fixierungen leicht auch eine Gefahr, weil sich knapper Grund immer noch etwas vorteilhafter nutzen lässt. Aus diesem Grund hat Frankfurt nicht nur durch kriegerische Zerstörungen, sondern auch als Folge des wirtschaftlichen Fortschritts gegenüber dem 19. Jahrhundert sein Gesicht wesentlich verändert. Deswegen muss der Historiker sehr dankbar für das vorliegende Werk sein, das einen vergangenen baulichen Bestand Frankfurts auf Grund älterer Fotografien vor Augen führt.
Sein Verfasser schildert zunächst das Verhältnis des am 10. Januar 1827 geborenen, in der ersten Abbildung durch einen Kollegen abgelichteten, am 29. März 1854 und damit nur 15 Jahre nach Vorstellung der neuen Technik durch Louis Jacques Mandé ein photographisches Atelier eröffnenden, mehr als 750 noch bekannte Fotos hinterlassenden Fotografen zu seinem in diesem Zeitpunkt etwa 70000 Einwohner zählenden Gegenstand und wendet sich danach dem Lebenswerk zu. Für dieses behandelt er nacheinander Stadtansichten für Touristen, das Mainpanorama, Alben, Mappen, Souvenirblätter, dokumentarische Ansichten, Auftragsarbeiten, Vororte und Umgebung sowie einzelne festgehaltene Ereignisse. Auf diese Weise entsteht ein beeindruckender Rückblick auf Frankfurt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit vielen beschaulichen zu Gunsten einer allumfassenden Moderne verschwundenen Baulichkeiten und Gegebenheiten.
Innsbruck Gerhard Köbler