Deutsche Berichte aus dem Osten 1942-1943. Dokumente der Einsatzgruppen in der Sowjetunion 3
Deutsche Berichte aus dem Osten 1942-1943. Dokumente der Einsatzgruppen in der Sowjetunion 3, hg. v. Mallmann, Klaus-Michael/Angrick, Andrej/Matthäus, Jürgen/Cüppers, Martin (= Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart 26). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2014. 891 S., Ill. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Im Laufe seiner Geschichte hat sich der Mensch in unterschiedlicher Dichte auf der Erde ausgebreitet, wobei die ihm günstigeren Lebensbedingungen zu abweichenden Interessenkonstellationen führten. Im Grunde strebte er stets dorthin, wo ihm das Leben am leichtesten erschien und ihm gleichzeitig die schwächsten Wettbewerber im Wege standen. Auf dieser Grundlage entwickelte Adolf Hitler seine Vorstellung vom großen Lebensraum für Deutsche im Osten, die er nach seiner Ernennung zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 rasch in die Wirklichkeit umsetzen wollte, wenn auch zunächst eingeschränkt durch einen Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion Josef Stalins.
Als er nach anfänglichen Erfolgen im Westen diesen Nichtangriffspakt einseitig brach, ließ er Einsatzgruppen in der Sowjetunion einrichten. Diese lieferten vom 2. Januar 1942 bis zum 24. April 1942 auf der höchsten Geheimhaltungsstufe zahlreiche maschinenschriftliche Berichte über den dabei durchgeführten Vernichtungsfeldzug an das Reichssicherheitshauptamt, die vom 1. Mai 1942 bis zum 21. Mai 1943 durch Berichte aus den besetzten Ostgebieten abgelöst wurden. Die vorliegende gewichtige Edition stellt sie der Allgemeinheit in gedruckter Form zur Verfügung.
In diesen trotz umfangreicher Beseitigungsmaßnahmen im vierten Stock der Zentrale der geheimen Staatspolizei in der Prinz-Albrecht-Straße 8 in Berlin in einem Exemplar aufgefundenen Berichten wird genau Buch geführt über einzelne Aktionen, wobei etwa angegeben wird, wie viele Juden, Partisanen, Plünderer oder Kommunisten in einem bestimmten Gebiet in einem bestimmten Zeitraum von einer bestimmten Einheit getötet wurden, und vielfach zusätzliche Angaben über Stellungnahmen der einheimischen Bevölkerung eingefügt sind. Insgesamt wurden durch die festgehaltenen Handlungen mehr als 2 Millionen der am 22. Juni 1941 in der Sowjetunion lebenden Juden ermordet. Aufgeschlossen wird die dem Band Die „Ereignismeldungen UdSSR“ 1941. Dokumente der Einsatzgruppen in der Sowjetunion 1, hg. v. Mallmann, Klaus-Michael/Angrick, Andrej/Matthäus, Jürgen/Cüppers, Martin (= Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart 20). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2011 und einem 2013 erschienenen zweiten Band folgende gewichtige Edition des Grauens durch eine sachkundige Einleitung, zahlreiche kurze Anmerkungen, ein Personenregister, ein Sachregister und einige Karten.
Innsbruck Gerhard Köbler