Winkler, Herinrich August, Geschichte des Westens

. Die Zeit der Gegenwart. Beck, München 2015. 576 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

Winkler, Heinrich August, Geschichte des Westens. Die Zeit der Gegenwart. Beck, München 2015. 576 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Wer die Geschichte der Gegenwart miterlebt hat, wird sich an manche einzelne Gegebenheit des Geschehens erinnern und vielleicht auch einige allgemeinere geschichtliche Einsichten haben. Fundiert kann dieses erlebte Bild aber wegen der Begrenztheit der individuellen Erfahrungen in keinem Fall sein. Aus diesem Grund ist eine wissenschaftliche Aufarbeitung dieses Zeitraums aus der Feder eines hervorragenden Sachkenners stets hilfreich und darum immer willkommen.

 

Der in dem seinerzeit ostpreußischen Königsberg 1938 geborene Verfasser begann seine große Geschichte des Westens im Jahre 2009 mit dem weiten Weg von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert im Jahre 2009. Dem folgten 2011 die Zeit der Weltkriege und 2014 die Jahre vom kalten Krieg nach Beendigung des mit Waffen ausgetragenen zweiten Weltkriegs bis zum Fall der Mauer in Berlin 1989/1990. Dementsprechend reicht die Gegenwart des Verfassers in seiner großen, nicht nur kenntnisreich, sondern auch spannend geschriebenen Übersicht von 1991 bis 2014.

 

Ihren Mittelpunkt bilden die Vereinigten Staaten von Amerika, die Mitgliedstaaten der Europäischen Union und Russland sowie Afrika und Asien, soweit sie für den Westen wichtig sind, wobei Politik und Wirtschaft mehr Bedeutung zugemessen wird als Gesellschaft und Kultur. Einigendes Band sind nach wie vor die Grundgedanken Amerikas aus dem Jahre 1776 und der Revolution Frankreichs im Jahre 1789, doch hat das weltpolitische Gewicht der Vereinigten Staaten von Amerika trotz des Zerfalls der Sowjetunion in den letzten 25 Jahren eher nachgelassen, ohne dass die von vielfältigen Teilinteressen gekennzeichnete Europäische Union dies ausgleichen konnte. Zwar muss damit nicht bereits tatsächlich das vom Autor in seinem beeindruckenden Gesamtwerk zum Schluss ausdrücklich angesprochene Ende aller Sicherheit gekommen sein, doch ist wie schon  in den früheren Zeiten der menschlichen Geschichte auch in der Gegenwart ziemlich offen, wohin die Zukunft führen und wie der Westen die Wahrung von Menschenrechten, Rechtsstaat, Volkssouveränität, Gewaltenteilung und Demokratie weltweit sichern können wird.

 

Innsbruck                                                                  Gerhard Köbler