Flick, Ulrich, Identitätsbildung durch Geschichtsschulbücher

. Die Mandschurei während der faktischen Oberherrschaft Japans (1905-1945) (= Japan in Ostasien 2). Nomos, Baden-Baden 2014. 372 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

Flick, Ulrich, Identitätsbildung durch Geschichtsschulbücher. Die Mandschurei während der faktischen Oberherrschaft Japans (1905-1945) (= Japan in Ostasien 2). Nomos, Baden-Baden 2014. 372 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Bei seiner Geburt erhält der Mensch zwar eine intuitiv-reflexive Grundausstattung von Fähigkeiten durch die Natur, aber wohl kein eigentliches Wissen. Dieses muss er sich deshalb während seines Lebens selbst erwerben, wobei ihm die unterschiedlichsten Mitmenschen behilflich sein können und regelmäßig auch sind. Als besonders bedeutsam haben sich dabei mit zunehmender kultureller Entwicklung auch die Bücher erwiesen, weshalb die Identitätsbildung von Menschen durch das Lesen von Geschichtsschulbüchern eine grundsätzlich sehr interessante Thematik bildet.

 

Mit einem für den deutschen Sprachraum exotischen, gleichwohl grundsätzlich ebenfalls bedeutsamen Teilaspekt dieses Vorgangs beschäftigt sich die von Wolfgang Seifert am Institut für Japanologie der Universität Heidelberg betreute, von zahlreichen Seiten unterstützte, im Jahre 2013 in Heidelberg angenommene Dissertation des Verfassers. Sie gliedert sich nach einer Einleitung über den Forschungsstand in zwei Sachkapitel, an deren Ende Ergebnisse und Schlussfolgerungen vorgestellt werden. Im Mittelpunkt stehen dabei nach einer ausführlichen Schilderung des demographischen und historischen Hintergrunds der im Jahre 1940 von etwa 26,9 Millionen Han-Chinesen, 2,6 Millionen Mandschuren, 1 Million Mongolen, 200000 Hui-Chinesen, 1,5 Millionen Koreanern und 800000 Japanern bewohnten Mandschurei die japanischen Schulbücher für Geschichte in der Mandschurei.

 

Dabei vergleicht der Verfasser sorgfältig die Geschichtsschulbücher der Grundschulerziehung für japanische und chinesische Schüler. Im Ergebnis stellt er fest, dass wegen des Fehlens ausreichender Vorarbeiten nur ein sehr unscharfes Bild gezeichnet werden kann. Gleichwohl verdient seine Untersuchung wegen ihrer grundsätzlichen Bedeutung doch allgemeinere Aufmerksamlkeit und weitere, von ihm selbst vorgeschlagene Vertiefungen über die japanische Kolonialerziehung in der Mandschurei im einbezogenen Untersuchungszeitraum.

 

Innsbruck                                                                  Gerhard Köbler