Die Universität Tübingen zwischen Orthodoxie

, Pietismus und Aufklärung, hg. v. Köpf, Ulrich (= Tübinger Bausteine zur Landesgeschichte 25). Thorbecke, Ostfildern 2014. 439 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

Die Universität Tübingen zwischen Orthodoxie, Pietismus und Aufklärung, hg. v. Köpf, Ulrich (= Tübinger Bausteine zur Landesgeschichte 25). Thorbecke, Ostfildern 2014. 439 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

In dem als Dorf im 7. Jahrhundert erscheinenden und als Burg 1078 genannten Tübingen am Neckar, das 1342 durch Kauf an die Grafen von Württemberg gefallen war, wurde 1476/1477 eine Universität gegründet. Der 1493 Stadtrecht teils aus Nürnberg, teils aus Stuttgart übernehmende Ort trat mit seinen Landesherrn nach Martin Luthers Reformation zur neuen kirchlichen Lehre über. Seitdem ist seine Universität einer ihrer führenden Horte.

 

Der vorliegende, dem Gedächtnis Sönke Lorenz‘(30. 6. 1944-8. 8. 2012) gewidmete Band enthält die überarbeiteten Vorträge einer vom 16. bis zum 18. März 2012 in Weingarten abgehaltenen wissenschaftlichen Tagung, welche sich mit der Geschichte der Universität Tübingen zwischen dem Ende des Dreißigjährigen Krieges (1648) und der Universitätsreform der Mitte des 18. Jahrhunderts befasste. Seine 13 Studien wollen einige Schneisen in das Dickicht der Quellen schlagen und sichere Ausgangspunkte für weitere Forschungen zur Universitätsgeschichte schaffen. Gemeinsam mit dem in die Tagung einführenden Sönke Lorenz hatte dabei der Herausgeber auch den Plan eines Tübinger Professorenkatalogs vor Augen.

 

Am Beginn des Bandes steht ein Überblick über Stadt und Universität Tübingen nach dem Dreißigjährigen Krieg (Wilfried Setzler). Danach werden die Lehre an der theologischen Fakultät, Christian Eberhard Weismann, Christoph Matthäus Pfaff, Georg Bernhard Bilfinger, die Stellung zum Pietismus, die juristische Fakultät (Jan Schröder), die letzten Hexenprozesse in der Spruchpraxis der juristischen Fakultät, die Mediziner Rudolph Jakob Camerarius und Johann Georg Gmelin, der Rhetoriker Christoph Kaldenbach, die Berufungs- und Zensurpraxis am Beispiel Israel Gottlieb Canzs, die Mathematik und Naturlehre sowie der Wandel des musikalischen Repertoires am evangelischen Stift zwischen 1654 und 1767 näher betrachtet. Ein Personen- und Ortsindex von einem nicht näher bekannten …, Hieronymus bis Zwingli rundet den vielfältigen, weiterführenden Band über Tübingen benutzerfreundlich ab.

 

Innsbruck                                                                  Gerhard Köbler