Die Leucorea zur Zeit des späten Melanchthon
Die Leucorea zur Zeit des späten Melanchthon – Institutionen und Formen gelehrter Bildung um 1550, hg. v. Asche, Matthias/Lück, Heiner/Rudersdorf, Manfred/Wriedt, Markus. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2015. 565 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Wittenberg an der Elbe erscheint in dem Jahre 1180 als ein Burgward, der seit 1212 Vorort einer zunächst askanischen Herrschaft ist. Die wittenbergischen Güter der 1180 das Herzogtum Sachsen erwerbenden Askanier fallen mit der Kurwürde 1422 an die Wettiner. 1502 wird Wittenberg Sitze einer bis 1813/1816 bestehenden Universität.
Der vorliegende Sammelband befasst sich mit einem Teilaspekt ihrer früheren Geschichte. Er geht auf eine vom 13. bis 16. Oktober 2010 anlässlich des 450. Todestags Philipp Melanchthons in der Stiftung Leucorea Wittenberg abgehaltene Tagung zurück. Er enthält nach einem Vorwort und einem Verzeichnis der 19 Autoren aus Tübingen, Frankfurt am Main, Göttingen, Freiburg im Breisgau, Heidelberg, , Gotha, Leipzig, Saint Louis, Wittenberg, Halle und Welbsleben zwanzig Referate. Sie werden nach einer Skizze der Perspektiven durch Daniel Bohnert und Matthias Asche in vier Abteilungen über ideelle und institutionelle Transformationsprozesse der Leucorea bis zu Melanchthons Tod, Rezeption der Wittenberger Bildungsreformen durch Melanchthon-Schüler an lutherischen Universitäten im Reich (Leipzig, Frankfurt an der Oder, Jena, Rostock und Helmstedt), Diffusion gelehrter Wissensbestände der Leucorea und die Leucorea als sozialer und kultureller Raum um die Mitte des 16. Jahrhunderts gegliedert.
Zu Beginn schildert dabei Martin Treu das geistige Klima an der Universität Wittenberg vor der Ankunft Melanchthons, während Heinz Scheible den Bildungsreformer Melanchthon untersucht und Heiner Lück Lehrpersonal und Lehrprofil der juristischen Fakultät zwischen 1536 und Melanchthons Tod betrachtet. Den Beschluss bildet eine Geschichte des Erinnerns und Vergessens Wittenbergs und Melanchthons aus der Feder Stefan Rheins. Verschiedene Abbildungen veranschaulichen die vielfältigen Ausführungen, während Register der Personen und geographischen Bezeichnungen sie benutzerfreundlich aufschließen.
Innsbruck Gerhard Köbler