Die Autobiographie Karls IV. – Vita Caroli Quarti
Die Autobiographie Karls IV. – Vita Caroli Quarti, Einführung, Übersetzung und Kommentar von Hillenbrand, Eugen (= Bibliothek historischer Denkwürdigkeiten 4), hg. v. Stammler, Wolfgang F. Alcorde, Essen 2016. 307 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Karl IV. wurde in Prag am 14. Mai 1316 als Sohn Graf Johanns von Luxemburg und Elisabeths von Böhmen geboren, nach Erziehung in Frankreich 1346 (mit 30 Jahren) zum König des Heiligen römischen Reiches gewählt, 1355 von dem Papst zum Kaiser geweiht und starb in Prag am 29. November 1378 im Alter von 62 Jahren. Er verlegt den Mittelpunkt des Reiches nach Prag, wo er 1344 ein Erzbistum einrichtet und 1348 die erste Universität des deutschen Sprachraums gründet. Für Böhmen veranlasst er die Maiestas Carolina, für das Reich 1356 die Goldene Bulle, welche die inzwischen entstandenen besonderen Rechte der Kurfürsten festschreibt.
Während seine Gegner ihn als würdelos, unehrenhaft, eitel und selbstsüchtig bezeichneten, sahen andere in ihm den bedeutendsten Herrscher des Reiches in der (kurzen) Zeit des Spätmittelalters. Unter den Herrschern ragt er literarisch dadurch hervor, dass er nach König Jayme I. von Aragon (1213-1279) als erster (deutscher) König eine Selbstdarstellung schrieb, die der vorliegende hübsche Band der Allgemeinheit neu zur Verfügung stellt. Der in Offenburg 1936 geborene, 1966 als Schüler Gerd Tellenbachs über Nikolaus von Straßburg promovierte, 1979 anlässlich einer Ausgabe der Vita in dem Verlag Fleischhauer & Spohn in Stuttgart eine deutsche Übersetzung erarbeitende und danach als akademischer Oberrat an dem historischen Seminar der Universität Freiburg im Breisgau wirkende Eugen Hillenbrand bietet dazu eine aktualisierte, sachkundige, vorsichtig abwägende Einführung, eine Übersetzung und einen Kommentar.
Karls IV. in lateinischer Sprache abgefasstes, wohl teilweise in Zusammenhang mit der umstritten Wahl des Jahres 1346 geschriebenes Werk ist in 20 Kapitel geteilt, von denen die ersten vierzehn Kapitel vom subjektiven „ich“ des Kaisers ausgehen (Ich möchte nun, dass euch nicht verborgen bleibt, dass Kaiser Heinrich VII. meinen Vater Johann gezeugt hat aus Margareta, der Tochter des Herzogs von Brabant), während die letzten sechs Kapitel in objektiver Form gehalten sind (Einige Zeit später kehrten König Johann und Karl nach Böhmen zurück), wobei der gesamte Text mit dem Satz endet: So schritten die Kurfürsten unverzüglich zur Wahl und wählten den Markgrafen von Mähren unter glücklichen Vorzeichen zum römischen König.. An zahlreichen Stellen der Ausgabe sind vielfach farbige Abbildungen aus einigen frühen Handschriften eingefügt. Der Anhang bietet Anmerkungen zur Einführung, Anmerkungen zur Autobiographie, Quellen und Darstellungen, Bilderläuterungen Stammtafeln der Luxemburger, der Přemysliden und des Königshauses Frankreichs sowie ein Personenregister und ein Ortsregister, so dass insgesamt die Bibliothek historischer Denkwürdigkeiten zum Wohle der Allgemeinheit um ein gefälliges zweisprachiges Schmuckstück bereichert ist.
Innsbruck Gerhard Köbler