Glaube, Recht und Freiheit – Lutheraner und Reformierte in Lippe

, hg. v. Lange, Andreas/Krull, Lena/Scheffler, Jürgen (=Schriften des städtischen Museums Lemgo 18).. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2017. 407 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.

Glaube, Recht und Freiheit – Lutheraner und Reformierte in Lippe, hg. v. Lange, Andreas/Krull, Lena/Scheffler, Jürgen (=Schriften des städtischen Museums Lemgo 18). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2017. 407 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

An dem 31. Oktober 2017 veröffentlichte Martin Luther als Professor der Theologie in Wittenberg seine Vorstellungen von der Reformation der christlichen (katholischen) Kirche. Nach der Einleitung des vorliegenden Werkes feierten 1917, mitten in dem ersten Weltkrieg, die evangelischen Christen in der Grafschaft Lippe ein doppeltes Jubiläum. Einerseits beging man die vierhundertjährige Wiederkehr des Thesenanschlags Martin Luthers an der Schlosskirche in Wittenberg 1517 und der (in Lippe mit einigem zeitlichem Abstand) folgenden Reformation, andererseits diente das Erntedankfest in Lippe 1917 auch der Erinnerung an die Verabschiedung des Röhrentruper Rezesses von 1617, in dem zwischen der Stadt Lemgo und den Grafen von Lippe vereinbart wurde, dass die Stadt ihr lutherisches Bekenntnis beibehalten dürfe, während für den Rest der Grafschaft das reformierte Bekenntnis verpflichtend wurde.

 

Der vorliegende gewichtige und mit der Giebelfigur an dem Hexenbürgermeisterhaus Lemgos geschmückte Band steht somit für die Vergegenwärtigung insgesamt dreier Geschehnisse in der Religionsgeschichte mit globaler bis regionaler Reichweite. Dem dienen insgesamt 24 Abhandlungen. Sie beginnen mit Ulrich Meiers Kirchengeschichte Lemgos vor der Reformation und enden mit Michael Beitkers Studie über Lippe, Leuenberg und die Freude, reformiert oder lutherisch zu sein.

 

Darüberhinaus spricht das Werk eine ganze Reihe unterschiedlicher Themenfelder weiterführend an. Sie betreffen etwa den überregionalen Kontext, die Entdeckung des bürgerlichen Ich, Prosopographie und Genealogie der Akteure der Reformation in Lemgo, Hermann Hamelmann, die Herausbildung der bikonfessionellen Struktur der lippischen Kirche, die Grafen von Lippe zwischen 1536 und 1650, die „Lemgoer Revolte“ 1609, den Röhrentruper Rezess 1617, die Reformierten in Lippe nach diesem Rezess, die Koexistenz in Lemgo, die Lemgoer Hexenverfolgungen des 17. Jahrhunderts, die Eheklage Hovedissen gegen den Scharfrichter Johann Peter Clauss 1726, das lippische Konsistorium und die protestantische Sittenzucht in dem 17. Jahrhundert, die Bibliothek Simons VI., die Musikpflege, die Juden, das katholische Leben bis zur Gleichstellung 1854, die Pfarrerwahl in Lemgo 1840-1860, das Werden lutherischer Kirchenstrukturen bis zur gleichberechtigten Konfession, die synodale Kirchenleitung oder Martin Luthers Begriff von Freiheit. Fünfzig Bildtafeln, für die auf der Seite 404 eine von St. Nicolai bis St. Marien reichende Übersicht geboten wird, und viele weitere Abbildungen begleiten die Darlegungen eindrucksvoll. Insgesamt ist damit den 23 Autoren wie dem Verlag eine vorzügliche Erinnerung an Glaube, Recht und Freiheit der Christen in Lippe geglückt.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler