Das Arnsburger Urbar, bearb. v. Eckhardt, Wilhelm A.
Das Arnsburger Urbar, bearb. v. Eckhardt, Wilhelm A. (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 54 = Hessische Urbare und Salbücher 2). Historische Kommission für Hessen, Marburg 2017. XXIV, 780 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Das Kloster Arnsberg, das lateinisch monasterium castrum aquilae genannt wurde, ist in der Gegenwart der Überrest einer ehemaligen Zisterzienserabtei. Diese wurde 1174 gegründet und 1803 bei der Säkularisation durch den Reichsdeputationshauptschluss zwecks Entschädigung des Gesamthauses Solms für verlorene linksrheinische Güter aufgehoben. 1810 gelangte das Klostergut an die Grafen von Solms, wobei die spätromanischen und frühgotischen Teile der früheren Klosterkirche als Ruine erhalten blieben.
Nach der prägnanten Einleitung des Bearbeiters blieb das Archiv des Klosters zunächst in Arnsburg, wo die Klosterurkunden seit 1845 von dem Darmstädter Archivar Ludwig Baur verzeichnet wurden, während der Aktenbestand des Klosterarchivs auf die vier Linien der Grafen von Solms aufgeteilt wurde. 1861 kam das Gesamtarchiv von Arnsburg nach Lich, wo in Schloss Lich die 1930 wohl geordneten und der Benutzung zugänglichen Urkunden mit den gleichfalls nach Lich gelangten, noch vollkommen ungeordneten Akten den Bestand Arnsburg bilden. In dem ungeordneten Teil fand der Darmstädter Archivrat Fritz Hermann in dem Frühjahr 1919 das bis dahin nicht mehr bekannte Urbar, das anschließend 1920 in dem Staatarchiv Darmstadt von Ernst Widmann untersucht und neu foliiert wurde.
Das Urbar besteht aus einer Pergamenthandschrift des 14./15. Jahrhunderts mit den Blättern 1-301 und 315 und einer Papierhandschrift des 16. Jahrhunderts (Blätter 302-314 und 316-388), wobei die erste Lage der Papierhandschrift in die letzte Lage der Pergamenthandschrift eingebunden ist. Die chronologisch von 1372 bis 1388 angeordneten Einträge enden auf Blatt 271v. Danach folgen eine Güterbeschreibung von 1403 und andere „in nicht mehr chronologischer Reihenfolge (1395, 1386, 1403, 1389, 1408, 1438/1439)“.
Nach der überzeugenden Darlegung des Bearbeiters kann die Niederschrift des Urbars frühestens 1322 begonnen worden sein, auch wenn Datierungen auf 1317 und 1318 vorkommen. Auf dieser Grundlage rekonstruiert er die (insgesamt 30) Lagen der alten Pergamenthandschrift. Wegen der damit verbundenen Unsicherheit behält er allerdings die heutige Reihenfolge bei und verweist auf die vermutliche frühere Anordnungen in Anmerkungen.
Der Herausgeber erhielt 1972 die Aufgabe, die von Waldemar Küther nach 1964 begonnene Edition durch Kollationierung der Abschrift Küthers mit der Handschrift zu fördern. Seine Korrekturen arbeitete Küther in eine neue Abschrift des Urbars mit zahlreichen neuen Schreibfehlern ein und „entsorgte“ die von dem Bearbeiter korrigierte Abschrift, womit die Arbeit des Herausgebers verloren und seine Mitarbeit an der Edition beendet war. Als sich 1985 herausstellte, dass eine zweite Korrektur der Druckfahnen erforderlich war, übernahm Karl Heinemeyer für den verstorbenen Waldemar Küther die Fertigstellung des Werkes, konnte sie aber nach seinem Wechsel an die Universität Erfurt nicht mehr ausführen, woraufhin der Bearbeiter am 13. September 2015 die Arbeit an der Edition des Arnsburger Urbars wieder aufnahm und die alten Druckfahnen an Hand eines Scans der Handschrift, den der damalige Erbprinz und heutige Fürst Christian zu Solms-Hohensolms-Lich zur Verfügung stellte, korrigierte.
Auf diese Weise ist nunmehr eine bestmögliche Edition gelungen. Sie beginnt mit alten Indices (Blatt 62v) und endet mit Grüningen (Blatt 388r). Umfangreiche Indices der Orte und Gewässer sowie der Personen schließen das gewichtige Werk benutzerfreundlich auf. Möge die mühsame und verdienstvolle Leistung des 1994 als leitender Archivdirektor des Staatsarchivs Marburg in den Ruhestand verabschiedeten Bearbeiters viele Nutzer und das wunderschöne Arnsburg im Herzen Hessens auf diesem Wege viele neue Freunde finden.
Innsbruck Gerhard Köbler