Zwierlein, Susanne, Studien zu den Arengen in den Urkunden Kaiser Ludwigs des Frommen

(814-840) (= Monumenta Germaniae Historica, Studien und Texte 60). Harrassowitz, Wiesbaden 2016. XXXIII, 471 S., 7 Diagr., 99 Tab. Angezeigt von Gerhard Köbler.

Zwierlein, Susanne, Studien zu den Arengen in den Urkunden Kaiser Ludwigs des Frommen (814-840) (= Monumenta Germaniae Historica, Studien und Texte 60). Harrassowitz, Wiesbaden 2016. XXXIII, 471 S., 7 Diagr., 99 Tab. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Die Handlung eines Menschen gegenüber einem Mitmenschen wirkt diesem gegenüber gefälliger, wenn ihr eine freundliche, begründende Einleitung voransteht. Wohl aus diesem Grunde hat sich in der spätantiken Rhetorik eine Praxis ausgebildet, Urkunden eine einleitende Passage nicht rechtserheblicher Art voranzustellen, die in der wissenschaftlichen Bezeichnung (Arenga) auf gotisch *hriggs, Ring. Versammlung zurückzuführen ist und von den mittelalterlichen Urkundenverfassern übernommen wurde.  Sie kann vielfältige Aufschlüsse über die allgemeine Geistesgeschichte bieten.

 

Mit den  Arengen in den Urkunden Kaiser Ludwigs des Frommen beschäftigt sich die über dem Atlantik abgesegnete vorliegende Untersuchung, die von Theo Kölzer in dem Rahmen der Edition der Urkunden Ludwigs des Frommen angeregt und betreut sowie in dem Sommersemester 2013 von der  philosophischen Fakultät der Universität Bonn angenommen wurde. Sie gliedert sich nach einer kurzen Einleitung in einen analytischen und einen systematischen Teil. Behandelt werden in zehn Abschnitten nach einem Überblick etwa die Motive in den Arengen, der konkrete Verwendungszusammenhang, die Empfänger, die Rechtsinhalte die Sprache, die Zeitverhältnisse, die Adressaten und die Nachwirkungen.

 

Insgesamt kann die Verfasserin feststellen, dass etwa drei Viertel der Urkunden Ludwigs des Frommen Arengen aufweisen. Sie setzen sich mosaikartig jeweils aus einer Auswahl zahlreicher miteinander kombinierbarer Motive zusammen.. In der Zusammenschau zeigen die Arengen Ludwig den Frommen als einen den Reformideen seiner Zeit verpflichteten Herrscher, wobei die Verfasserin Basistexte in einem Anhang besonders zusammenfasst und ihr sorgfältig erarbeitetes Werk durch Register benutzerfreundlich aufschließt, wobei auch ein Register der in den einzelnen Texten verwendeten Wörter auf Interesse hätte stoßen können.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler