Die Zukunft Europas und das Judentum

. Impulse zu einem gesellschaftlichen Diskurs, hg. v. Deutsch, Oskar. Böhlau, Wien 2017. 193 S., 4 Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.

Die Zukunft Europas und das Judentum. Impulse zu einem gesellschaftlichen Diskurs, hg. v. Deutsch, Oskar. Böhlau, Wien 2017. 193 S., 4 Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Das Judentum ist eine Religionsgemeinschaft, deren Anhänger ursprünglich die Bewohner des nach dem vierten Sohn Jakobs benannten Stammes in dem Gebiet um Jerusalem, Hebron, Beer Sheva) waren. Ihre Frühgeschichte ist bisher nicht eindeutig feststellbar. Seit spätestens dem achten vorchristlichen Jahrhundert haben sie aber in vielfacher Verfolgung und Zerstreuung bis in die Gegenwart trotz ihrer verhältnismäßig geringen Zahl einen gewichtigen Einfluss auf die geistige Entwicklung der Menschheit genommen.

 

Zum 120. Jahrestag des ersten Zionistentages in Basel vom 29. bis 31. August 1897 legt der in Wien 1963 geborene Unternehmer und Kaffeehändler (Alvorada), der seit Februar 2012 Präsident der israelitischen Kultusgemeinde Wiens und des Bundesverbandes der israelitischen Kultusgemeinden Österreichs und seit November 2012 Präsident der IKG isr, einen schmalen Sammelband über die Zukunft vor. Er umfasst insgesamt elf Beiträge. Sie beginnen mit Arnold Schönbergs Vier-Punkte-Programm für das Judentum aus einem Brief an Thomas Mann vom Oktober 1938 und enden mit Bassam Tibis Studie über die Migration aus der Welt des Islam und die Wiedereinführung von Judenhass und Antisemitismus in Europa.

 

Insgesamt beruht der Band auf  Gesprächen mit verschiedenen Persönlichkeiten, die den Herausgeber dazu bewogen haben, Freunde und Menschen, die sich mit der Zukunft Europas und des Judentums  beschäftigen, zu bitten, ihre Gedanken und Reflexionen einzubringen. In diesem Rahmen beantwortet Ingo Zechner einleitend die Frage „warum Israel“, erinnert Shlomo Avineri an Institutionen und Visionen aus Theodor Herzls Vermächtnis, überlegt Wolfgang Benz ob der Anitsemitismus der Gegenwart anschwellende Judenfeindshahaft oder gleichbleibendes akutes Ressentiment ist,  behandelt Jean-Yves Camus die französische extreme Rechte, reisen der Imam Ramazan Demir und der Rabbiner Schlomo Hofmeister nach Jerusalem,  verstärkt Charlotte Knobloch die Hoffnung und die Arbeit, fördert Sebastian Kurz im Dialog mit Religionsgemeinschaften und Migrantencommunities mittels der Sicherung des sozialen Friedens das Wir-Gefühl, wünscht sich Ronald S. Lauder die Wiederentdeckung der Flamme in uns für die Zukunft des Judentums und erörtern Christian Ultsch und Karl Fürst Schwarzenberg im Gespräch die bösen Geister unter uns. Möge durch die vielfältigen und tiefgründigen Gedanken eine gemeinsame glückliche Zukunft für möglichst viele Menschen gesichert werden.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler