Ruppert, Karsten, Die Pfalz im Königreich Bayern

. Geschichte, Kultur und Identität. Kohlhammer, Stuttgart 2017. 302 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

KöblerRuppertdiepfalzimkönigreichbayern20170904 Nr. 16469 ZIER 7 (2017) 50. IT

 

 

Ruppert, Karsten, Die Pfalz im Königreich Bayern. Geschichte, Kultur und Identität. Kohlhammer, Stuttgart 2017. 302 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Die Pfalz, deren Namen sich mittelbar von lateinisch palatium, N., Palast ableitet, ist im Kern das aus dem Herrschaftsgebiet des fränkischen Pfalzgrafen Lothringens (1093 comes palatinus Rheni) nach der stiefbrüderlichen Belehnung Konrads von Staufen durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1155/1156 entstehende Land an dem mittleren Rhein. 1214 gelangte es nach dem kinderlosen Tod des letzten Pfalzgrafen an die Wittelsbacher. 1329 bestimmte der Hausvertrag von Pavia die Trennung der oberen Pfalz in dem bayerischen Nordgau zwischen Fichtelgebirge und Regensburg und der (unteren) Pfalz von Bayern.

 

Mit der jüngeren Geschichte der Pfalz in dem Königreich Bayern, dem die Pfalz auf dem Wiener Kongress 1815 (wieder) zugeteilt wurde, beschäftigt sich das vorliegende Werk des 1946 in Bad Bergzabern geborenen, ab 1967 in Geschichte, Germanistik, Philosophie und Pädaogik in Bonn ausgebildeten, 1977 in Bonn bei  Konrad Repgen mit einer Dissertation über die kaiserliche Politik auf dem  westfälischen Friedenskongress (1643-1648) promovierten, 1990 bei Rudolf Morsey an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer habilitierten und 1995 als Nachfolger Heinz Hürtens für neuere und neueste Geschichte an die Universität Eichstätte berufenen bekannten Neuzeithistorikers. Es hat unmittelbar nach seinem Erscheinen das Interesse eines sachkundigen Rezensenten erweckt. Deswegen genügt an dieser Stelle ein kurzer Hinweis auf die eine bisherige Lücke schließende Darstellung.

 

Gegliedert ist sie nach einem kurzen, in Mechtersheim verorteten Vorwort in 14 Sachkapitel, an die Anmerkungen, Quellen, Literatur, Archivalien und Register der Personen und Orte angeschlossen sind. Behandelt werden in zeitlicher Reihenfolge die Angliederung der Pfalz an das Königreich Bayern, der Weg zur Revolution von 1848/1849, die Revolution und nach deren Scheitern der Pfälzer Aufstand, der Zustand im Deutschen Reich von 1871 sowie sachlich Bevölkerung und Wanderungsbewegungen, Verkehr, Landwirtschaft, Industrialisierung, Kirchen und Konfessionen, Bildungswesen, pfälzische Kultur in der wittelsbachischen Epoche, Pfalzbewusstsein, Ausklang sowie die Integration und Identität der Pfalz in dem Königreich Bayern. Besondere Aufmerksamkeit findet in diesem Rahmen die Problematik der Integration einer nach Zugehörigkeit zu Frankreich sehr modernen Region in eine noch absolute Monarchie, aus der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein eigenständiges pfälzisches Selbstbewusstsein hervorging, das in gewisser Weise auch die Abtrennung von Bayern nach dem zweiten Weltkrieg überdauerte.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler