Ludwig Haas. Ein deutscher Jude und Kämpfer
Ludwig Haas. Ein deutscher Jude und Kämpfer für die Demokratie, hg. v. Grothe, Ewald/Pomerance, Aubrey/Schulz, Andreas (= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 174). Droste, Düsseldorf 2017. 321 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Ludwig Haas wurde in Freiburg im Breisgau an dem 16. April 1875 geboren und starb in Karlsruhe an dem 2. August 1930. Nach dem Abitur auf dem humanistischen Gymnasium in Bruchsal studierte er seit 1894 an den Universitäten Heidelberg, München und Freiburg im Breisgau Rechtswissenschaft, wobei er sich der Verbindung Badenia in dem Kartellconvent der Verbindungen deutscher Studenten jüdischen Glaubens anschloss. Nach seiner Dissertation über Mehrtäterschaft bei Richard Schmid und der zweiten juristischen Staatsprüfung (1901) ließ er sich in Karlsruhe als Rechtsanwalt nieder und wurde in vielfacher politischer Betätigung Reichstagsabgeordneter und Minister Badens.
Der ihm von den Herausgebern gewidmete Sammelband gliedert sich nach einem Vorwort in fünf Teile und einen Anhang. Die einzelnen Teile betreffen die politischen Anfänge, den Republikaner und Demokraten, die Familie Haas, einen Bildteil und Auswanderung, Exil und Remigration unter besonderer Berücksichtigung Südamerikas und Neuseelands. Verzeichnisse der Abkürzungen, der Abbildungen und Autoren sowie der Quellen und der Literatur runden den auf ein Sachverzeichnis verzichtenden Erinnerungsband benutzerfreundlich ab.
Am Beginn steht der von Aubrey Pomerance unter dem Titel Recht geht vor Macht gestaltete Beitrag über den Verbindungsstudenten Ludwig Haas. Danach werden die demokratische Politik an dem Ende des Kaiserreichs, die Berner Verständigungskonferenz von 1913, die Abgeordnetentätigkeit, der Beginn des Freistaats Baden, die Tätigkeit in der Nationalversammlung und im Reichstag, das Verhältnis zu dem Antisemitismus, der Linksliberalismus in der Weimarer Republik, das Vermächtnis Ludwig Haas‘, sein soziales Engagement und das Schreiben als politisches Engagement erörtert. Auf diese Weise wird der 1961 durch die Tochter Judith Schrag-Haas in Erinnerungen erfasste, sich für die Demokratie und den vollständigen Abbau aller Gegensätze zwischen Deutschtum und Judentum einsetzende Jurist allgemeiner in die Entwicklung des frühen 20. Jahrhunderts eingebettet.
Innsbruck Gerhard Köbler