Huber, Johannes, Mythos Freimaurer
Huber, Johannes, Mythos Freimaurer. Der Einfluss der Freimaurer auf den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und die französische Revolution. Battenberg, Regenstauf 2017. 218 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Freimaurer ist das einzelne Mitglied und die Gesamtheit einer international verbreiteten Vereinigung seit dem 18. Jahrhundert (offizielle Gründung 1717, in Deutschland in der Gegenwart rund 15000 Mitglieder), die unter Achtung der Würde des Menschen für Toleranz, freie Entwicklung der Persönlichkeit und allgemeine Menschenliebe eintritt, den einzelnen Menschen vervollkommnen will, aber keine ethischen Lehrsätze aufstellt, weil sittliche Regeln sich ständig wandeln. Mitglied kann man nur durch eine besondere Aufnahme werden, die in die Regeln einführt. Deswegen hat sich um die Freimaurer ein Mythos des Geheimbunds gebildet.
Ihm spürt der 1980 geborene, in Betriebswirtschaft, Geschichte und Philosophie in München, London, Mailand und Mannheim ausgebildete Verfasser, der – ohne Freimaurer zu sein - in Waldkirchen in Niederbayern lebt und ein mittelständisches Familienunternehmen (Kaufhaus Garhammer) leitet, in seiner von Erwin Pelzer in Mannheim betreuten Masterarbeit der Geschichtswissenschaft nach. Sein klares, ansprechendes Werk gliedert sich in sechs Abschnitte. Sie betreffen Wesen und Entstehung der Freimaurerei, die Aufklärung als Grundlage revolutionärer Entwicklungen, die Stellung der Freimaurerei in der Aufklärung, die Entwicklung des Freimaurerbunds in Nordamerika bis 1775, die Entwicklung des Freimaurerbunds in Frankreich bis 1789 und die atlantischen Revolutionen in den Vereinigten Staaten von Amerika und in Frankreich vor dem Hintergrund der Freimaurerei.
Im Ergebnis kann der Verfasser zeigen, dass der Freimaurerbund in Frankreich und in Nordamerika einen gewissen Einfluss auf die Entwicklung der Gesellschaft des 18. Jahrhunderts hatte, dass aber keine belegbaren Hinweise darauf bestehen, dass der Freimaurerbund in seiner Gesamtheit die Revolutionen geplant hätte oder an ihrem Ausbruch beteiligt gewesen wäre, zumal vor allem der wirtschaftliche Druck im Kern die Revolutionen bewirkt haben dürfte. Er kann aber auch darauf hinweisen, dass in Frankreich 17 Prozent und in Nordamerika 31 Prozent der Mitglieder der verfassunggebenden Versammlungen Freimaurer waren und ihre Gedanken in die neuen Verfassungen einbringen konnten. Dementsprechend neigt er zu der Annahme, dass die beiden Revolutionen anders verlaufen wären, wenn sich nicht einige Menschen unter den Prärevolutionen bzw. den Revolutionären befunden hätten, die große Teile freimaurerischen Gedankenguts in sich trugen.
Einige Abbildungen bereichern das Werk ebenso wie die Wiedergabe einiger wichtiger Dokumente und das Verzeichnis der verwendeten Literatur. Vielleicht hätte auch ein Sachregister hilfreich sein können. Wünschenswert wäre es, wenn seine an die Vereinigung gerichtete Anregung zu mehr Öffentlichkeit zwecks Abbaus von Mythen auf fruchtbaren Boden fiele.
Innsbruck Gerhard Köbler