Homo heidelbergensis

. Festschrift für Klaus-Peter Schroeder zum siebzigsten Geburtstag, herausgegeben von Spieß, Pirmin/Hattenhauer, Christian/Hettinger, Michael. (Selbstverlag der) Stiftung zur Förderung der pfälzischen Geschichtsforschung, Neustadt an der Weinstraße 2017. XIV, 606 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.

Homo heidelbergensis. Festschrift für Klaus-Peter Schroeder zum siebzigsten Geburtstag, herausgegeben von Spieß, Pirmin/Hattenhauer, Christian/Hettinger, Michael. (Selbstverlag der) Stiftung zur Förderung der pfälzischen Geschichtsforschung, Neustadt an der Weinstraße 2017. XIV, 606 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Nach Wikipedia ist der Homo heidelbergensis eine aus dem Homo erectus hervorgegangene und in Europa vor etwa 200000 Jahren zum Neandertaler weiterentwickelte, ausgestorbene Hominini-Art der Gattung Homo, der insbesondere 600000 bis 200000 Jahre alte Fossilien aus Europa und Afrika zugeordnet werden. Typusexemplar ist ein am 21. Oktober 1907 von dem Leimener Tagelöhner Daniel Hartmann in einer Sandgrube der Gemeinde Mauer bei Heidelberg gefundener und 1908 von Otto Schoetensack benannter Unterkiefer. Auf einer völlig neuen Entwicklungsstufe ist Homo heidelbergenis der in Heidelberg am 24. Februar 1947 geborene Geschichtsforscher und Menschenfreund, dem die Herausgeber zum 70. Geburtstag eine glanzvolle Festschrift widmen, welcher dieselbe Aufmerksamkeit sehr zu wünschen ist wie dem schlichteren Vorgänger.

 

Insgesamt 33 Beiträge des ehrenvollen Sammelwerks widmen sich dem Leben und dem Werk des bekannten Jubilars, der nach der Schulbildung in Heidelberg, Mannheim und Heilbronn vom Sommersemester 1966 bis zum Wintersemester 1969/1970 in seiner Geburtsstadt Rechtswissenschaft studierte, 1970 die erste juristische Staatsprüfung bestand, während der Referendarzeit wissenschaftliche Hilfskraft bei Adolf Laufs war, 1973 über Wimpfen (Verfassungsgeschichte einer Stadt und ihres Verhältnisses zum Reich von den Anfängen bis zum Ende des 15. Jahrhunderts) promoviert wurde und gleichzeitig die zweite juristische Staatsprüfung ablegte. Unmittelbar  danach begann er eine Tätigkeit bei der führenden juristischen Ausbildungszeitschrift des bedeutendsten juristischen Verlagshauses Europas in Frankfurt am Main, die er erst 2006 als Schriftleiter beendete. Während dieser langem, mit bestmöglichem Erfolg absolvierten Zeit gelang ihm von Heidelberg aus neben der anspruchsvollen beruflichen Aufgabe bereits 1989 die rechtsgeschichtliche Habilitation mit einer grundlegenden Schrift über das Alte Reich und seine Städte, so dass er bald zum außerplanmäßigen Professor der ältesten deutschen Universität ernannt werden konnte.

 

Gegliedert sind die vielen Beiträge von Kollegen, Freunden und Schülern in fünf Abteilungen (der Jubilar, Rechtsgeschichte, geltendes Recht, archaische Grundlagen und Exspectatio). Behandelt werden darin unter anderem solche Schroeder und andere, Albrecht Dürer, der Reichshofrat, Heinrich Anton Leichtweiß, die Düsseldorfer Gemäldegalerie, Johann Friedrich Reitemeiers Allgemeines Gesetzbuch für Deutschland als vergessener Gesetzentwurf, Paul Johann Anselm Feuerbach, Anton von Stabel, das Strafgesetzbuch Badens von 1845, der staatsrechtliche Richtungsstreit der Marburger Professoren Jordan und Vollgraff, die Konkurrenz um den Wal in Melvilles Moby Dick, Georges Rodenbach, Eduard Dietz, Eberhard und Marie Luise Gothein, Alfred Mombert, eine Lanze für Otto Gradenwitz, Heinrich Reinle, kriegsbedingte Verluste von Kulturgütern, digitalisierte Quellen zur Höchstgerichtsbarkeit, das deutsche Kulturinstitut Heidelberg-Haus in Montpellier, die Vollkommenheit, die Verletzung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts, die Wahrheit, die imprévision in Frankreich, die Staatsangehörigkeit, das volle Pfund Fleisch, Elsa Sophia von Kamphoevener, eine Geschichte aus tausendundeiner Nacht, eine Ausnahme von dem Grundsatz die Tat tötet den Mann, die Selbstverpfändung und Hocka uund Schlotza. Ein Schriftenverzeichnis mit mehr als 150 Titeln, ein Verzeichnis der 14 betreuten Doktoranden  und ein Verzeichnis der 32 Fetschriftautoren runden das vielfältige Geschenk an den rhetorisch außerordentlich begabten, mit den Gaben des Heiligen Geistes gereadezu (!) verschwenderisch ausgestatteten Schriftsteller, Charakter und genialen Freundschaftsstifter sowie Homo heidelbergenis schlechthin, der im Eingang strahlend die Gegenwart der Geschichte verkörpert,  hilfreich ab.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler