Johannes, Andreas, Das Feld der Großmächte
Johannes, Andreas, Das Feld der Großmächte im 18. Jahrhundert. Eine soziologische Analyse am Beispiel des Aufstiegs Preußens zur Großmacht (1740-1763) (= Nomos Universitätsschriften – Soziologie 18). Mohr, Tübingen 2017. 373 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Unvorhersehbar wird das nach den baltischen Pruzzen um 965 als Brus erstmals benannte politische Gebilde im Laufe der Geschichte eines der wichtigsten deutschen Länder und während des 18. Jahrhunderts Großmacht, wenn auch noch ohne unbestrittene Souveränität. Innerhalb des vor allem von Otto von Bismarck geschaffenen (zweiten) Deutschen Reiches bestimmt es die wichtigsten Entscheidungen. Am 20. Juli 1932 setzt wegen seines Gewichts die Regierung des Deutschen Reiches die Regierung Preußens ab (Preußenschlag) und mit dem Gesetz Nr. 46 des Alliierten Kontrollrats von dem 25. Februar 1947 wird Preußen von den alliierten Siegermächten des zweiten Weltkriegs unter Aufteilung seiner Gebiete auf zum Teil neue Länder der vier Besatzungszonen aufgelöst.
Mit einem Teilaspekt dieser Entwicklung beschäftigt sich die 2015 von der Universität Bielefeld angenommene, wichtige Daten von Ludwig XIV (1643-1715) bis zu dem Wiener Kongress (1814/1815) am Ende zusammenstellende, weiterführende Dissertation des Verfassers. Sie gliedert sich nach einer Einleitung in drei Teile. Diese betreffen als Einführung die Perspektive von Geschichtswissenschaft und Politologie, als Entdinglichung und Schließung den methodischen Zugang zu dem Feld und den Aufstieg Preußens als Parvenu in das Feld der Großmächte in dem 18. Jahrhundert unter Friedrich dem Großen in einem Dreischritt von Erkenntnis der Bedrohungsfähigkeit, Imitation als Bewunderung und Imitation als Respekt.
Unterschieden werden dabei für die Konstitution des Feldes der fünf Großmächte vor allem das Feld zu Beginn des österreichischen Erbfolgekriegs, das Feld zu Beginn und während des siebenjährigen Krieges und das Feld als Prozess von Imitation und Koordination von Heterochronizität. Grundlegende These des vor allem auch die Arbeiten Pierre Bourdieus berücksichtigenden Verfassers ist dabei, dass es eine Struktur des Feldes der Großmächte Frankreich, Großbritannien, Österreich, Preußen und Russland seit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zu dem Zerfall der Sowjetunion in dem Jahre 1991 gibt, die von anderen Beziehungen der Großmächte untereinander unterschieden werden muss, um eine soziologische Verständnisgrundlage für die Entstehung heutiger moderner Gesellschaften zu schaffen. Hieraus ergibt sich ein ansprechender Vorrang der Kontinuität gegenüber dem Umbruch.
Innsbruck Gerhard Köbler