Das „Dritte Reich“ nach Hitler
Das „Dritte Reich“ nach Hitler. 23 Tage im Mai 1945. Eine Chronik, v. Hesse, Klaus, mit einem Essay von Paul, Gerhard, hg. v. Nachama, Andreas. Hentrich & Hentrich, Berlin 2016. 344 S., 230 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Angesichts der unaufhaltsamen Niederlage in dem von ihm ausgelösten zweiten Weltkrieg tötete Adolf Hitler die ihm an dem Tage zuvor angetraute Ehefrau Eva Braun und sich selbst in Berlin an dem 30. April 1945. An dem 7. Mai 1945 kapitulierte das Deutsche Reich in Reims und am 8. Mai in Berlin gegenüber den alliierten Siegermächten insgesamt. Gleichwohl bestand das Ditte Reich noch vom 1. Mai/8. Mai bis zum 23. Mai 1945 in eingeschränkter Form fort. Diesem Überrest ist von dem Ausstellungskurator und wissenschaftlichen Mitarbeiter der Stiftung Topographie des Terrors in Berlin Klaus Hesse, dem Direktor der Stiftung und Professor im Ruhestand an dem Lander Institute for Communication about the Holocaust and Tolerance des Touro College in Berlin Andreas Nachama und dem Professor für Geschichte und ihre Didaktik an der Universität Flensburg der vorliegende Sammelband gewidmet, der eine Ausstellung begleiten sollte, die aus finanziellen Gründen leider nicht stattfinden konnte.
Gegliedert ist das Werk nach Vorwort und Einführung in insgesamt fünf Teile und einen Anhang. Dabei wird unter dem Titel Untergang zunächst der militärische Zusammenbruch des „Dritten Reiches“ in dem Frühjahr 1945 geschildert, ehe die Chronik der Ereignisse von Hitler zu Dönitz bzw. von Berlin nach Flensburg zwischen dem 1. und 23. Mai 1945 dargestellt wird. Zwei umfangreiche Exkurse befassen sich mit Kapitulation – Dönitz, Das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) und die „geschäftsführende Reichsregierung“ bzw. mit der „Rattenlinie Nord“ bzw. den bei Kriegsende nach Schleswig-Holstein geflohenen nationalsozialistischen Funktionären.
In diesem Rahmen werden neben zahlreichen Abbildungen (auf den Seiten 122ff.) Kurzbiographien von Karl Dönitz (Grünau bei Berlin 1891-Aumühle bei Hamburg 24. 12. 1980), Wilhelm Keitel (Helmscherode bei Bad Gandersheim am Harz 1882-Nürnberg 1. 10. 1946), Alfred Jodl (Würzburg 1890-Nürnberg 16. 10. 1946), Lutz Graf Schwerin von Krosigk (Rathmannsdorf/Anhalt 1887-Essen 1977), Albert Speer (Mannheim 1905-London 1981), Wilhelm Stuckart (1902-1953 Verkehrsunfall), Herbert Backe (Batumi/Russland 1896-Nürnberg 7. 4. 1947 Selbsttötung), Julius Dorpmüller (Elberfeld/Wuppertal 1869-Malente 5. 7. 1945), Franz Seldte (1882-1947), Gustav Adolf Baron Stengracht von Moyland (1902-1969), Friedrich Kritzinger (1890-1947), Hans-Joachim Riecke (1899-1986), Otto Ohlendorf (1907-1951), Herbert Klemm (1903-?), Werner Zschintzsch (1888-1953), Jakob Nagel (1899-1973), Albert Ganzenmüller (1905-1996), Gerhard Wagner (1898-1987) und Paul Wegener (1908-1993) bzw. (auf den Seiten 228ff.) Heinrich Himmler (1900-23. 5. 1945 Selbsttötung), Rudolf Hermann Brandt (1909-1948), Werner Grothmann (1915-2002 oder 2003), Karl Gebhardt (1897-1948), Hans Jüttner (1894-1965), Walter Schellenberg (1910-1952), Hans Adolf Prützmann (1901-1945), Curt von Gottberg (1896-1945), Richard Glücks (1889-1945), Rudolf Höss (1900-1947), Herhard Maurer (1907-1953), Enno Lolling (1888-1945), Arthur Liebehenschel (1901-1948), Anton Kaindl (1902-1948), Max Pauly (1907-1946), Bernhard Rust (1883- 8. 5. 1945 Selbsttötung nahe Nübel bei Schleswig), Alfred Rosenberg (1893-Nürnberg 16. 10. 1946), Erich Koch (1896-1986), Hinrich Lohse (1896-1964), Leonardo Conti (1900-Nürnberg 6. 10. 1945 Selbsttötung), Karl Brandt (1904-1948), Hans Bothmann (1911-Heide 4. 4. 1946 Selbsttötung), Hans Schweitzer (1901-1980) sowie Kurt Stawizki (1900-1959) geboten. Gerhard Paul stellt abschließend das Finale in Flensburg - das absurde Theater der „Regierung Dönitz“ und das definitive Ende des „Dritten Reiches“ am 23. Mai 1945 dar. Ein kurzer Anhang mit Quellenhinweis und Nachweis verwendeter Zitate und weiterführender Literatur sowie ein Namensregister von Arent über Dönitz und Hitler bis Zschitzsch runden den informativen, mit zwei Übersichtskarten für März/April 1944 bzw. Mai 1945 versehenen Band mit parallelen Texten in deutscher und englischer Sprache benutzerfreundlich ab.
Innsbruck Gerhard Köbler