Kleinknecht, Otto, Im Sturm der Zeiten

– Aus den Erinnerungen eines württembergischen Staatsanwalts 1929 bis 1949, hg. v. Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit Elser, Walter J. Verlag regionalkultur. Ubstadt-Weiher 2016. 482 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

Kleinknecht, Otto, Im Sturm der Zeiten – Aus den Erinnerungen eines württembergischen Staatsanwalts 1929 bis 1949, hg. v. Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit Elser, Walter J. Verlag regionalkultur. Ubstadt-Weiher 2016. 482 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Otto Karl Kleinknecht wurde in einer aus Marbach und Umgebung kommenden Familie in Stuttgart am 12. Juni 1901 geboren und wuchs als kränkliches Kind sehr behütet auf. Sein Großvater Wilhelm Kleinknecht war nach der Einführung als uneheliches Kind, das nach damaligem Recht den Familiennamen des Kindsvaters erhielt, geboren, erlangte aber gleichwohl eine geachtete Stellung als Geometer, Zehntrechner und Gemeinderat. Am Ende des Jahres 1924 beendete Otto Karl Kleinknecht das in Tübingen betriebene Studium der Rechtswissenschaft mit der Note II b oben und in dem Dezember 1927 absolvierte er das zweite Staatsexamen Württembergs  mit dem dritten Platz.

 

In seinem Nachlass befinden sich 2000 DIN-A4 Seiten mit Schreibmaschine eng beschrieben. In ihnen sind eigene Tagebuchaufzeichnungen und Erinnerungen zu Lebensbeschreibungen zusammengefasst. Sie vermachte der kinderlose, in Marbach am 14. November 1983 verstorbene Kleinknecht testamentarisch dem befreundeten katholischen Stuttgarter Pfarrer Walter J. Elsner. Dieser legt sie in Zusammenarbeit mit dem Haus der Geschichte Baden-Württembergs der Öffentlichkeit vor, weil die geschichtsphilosophischen Betrachtungen, die Beschreibungen der politischen Ereignisse der Jahre von 1914 bis 1949 bzw. 1965 und 1973/1981 sowie die beruflichen Erfahrungen und Tätigkeiten als Staatsanwalt in Stuttgart und Heilbronn sowie bei dem Sondergericht in Stuttgart von allgemeinerem Interesse sein dürften.

 

Dieses Werk stieß unmittelbar nach seinem Erscheinen auf das Interesse eines besonders sachkundigen Rezensenten.  Da der Verlag jedoch kein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellen konnte, muss es vorläufig genügen, dass der Herausgeber darauf hinweist, dass das Werk nach einem kurzen Vorwort Thomas Schnabels und einer Einführung Walter J. Elsners in drei Abschnitten über die Tätigkeiten als Assessor und Staatsanwalt in Stuttgart von 1929 bis 1939, über den zweiten Weltkrieg als lange Nacht über Deutschland von 1939 bis 1945 und über die Nachkriegszeit von 1945 bis 1949 einschließlich der Entnazifizierung ab 1946 berichtet. Eine historische Einordnung, ein Anhang mit Anmerkungen, Lebensdaten und Register schließen das interessante Werk mit seiner nicht unkritischen Reflexion über die eigene nationalsozialistische Verstrickung und deren letztlich persönlich wenig einschneidende Folgen benutzerfreundlich ab.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler