Damler, Daniel, Konzern und Moderne
Damler, Daniel, Konzern und Moderne. Die verbundene juristische Person in der visuellen Kultur 1880-1980. Klostermann, Frankfurt am Main 2016. 372 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
In dem Laufe der menschlichen Geschichte erwies sich die rechtsfähige Gesellschaft als die auf ihr Vermögen als Haftungsgrundlage beschränkte Einrichtung als so vorteilhaft, dass sie sich in der Neuzeit weltweit allgemein durchsetzte. Ergänzt wurde sie seit dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts durch den Konzern als die Zusammenfassung eines herrschenden und mindestens eines abhängigen Unternehmens oder mehrerer nicht voneinander abhängiger Unternehmen zu einer wirtschaftlichen Einheit unter Wahrung der rechtlichen Selbständigkeit. Mit der Globalisierung und Internationalisierung der Weltwirtschaft tritt daneben der große multinationale Konzern in den Vordergrund.
Mit ihm befasst sich die interessante Studie des 1975 geborenen, dem Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am Main eng verbundenen, als Rechtsanwalt in der Wirtschaftskanzlei Schilling, Zutt & Anschütz tätigen Verfassers. Er ist bereits 2008 durch eine Studie zur Pathogenese des Effektivitätsprinzips in der neuzeitlichen Eigentumslehre hervorgetreten und hat eine umfangreiche, in Tübingen angenommene Dissertation über das imperium contrahens an dem Beispiel des spanischen Weltreichs in der Renaissance vorgelegt. Von hier aus greift er nunmehr auf die neuere Wirtschaftsrechtsgeschichte aus.
Dabei verfolgt er spannend die Beziehungen zwischen den gedanklichen Vorstellungen einer Zeit und Metaphern an Hand je einer Fallstudie über Rockefellers Standard Oil Company und über die Gestaltung des Verkehrswesens in New York um 1900 vor allem an Hand von Karikaturen und vielen anderen Ausprägungen der Metaphorik. In diesem Zusammenhang stellt er der dabei aufgefundenen Krake die Idee des Bauhauses als Leitbild einer guten Ordnung gegenüber, die allerdings auch den Boden bereitete für radikale politische Positionen. Die anregende Verknüpfung von Geschichte, Kunstgeschichte, Philosophie, Wirtschaft und Politik mit dem Recht wird durch zahlreiche Abbildungen veranschaulicht und in spannender Sprache vorgetragen, so dass insgesamt ein eindrucksvolles Gesamtwerk geboten wird.
Innsbruck Gerhard Köbler