Das Ende der Monarchie in den deutschen Kleinstaaten
Das Ende der Monarchie in den deutschen Kleinstaaten. Vorgeschichte, Ereignis und Nachwirkungen in Politik und Staatsrecht 1914-1939, hg. v. Gerber, Stefan (= Veröffentlichungen der historischen Kommission für Thüringen. Kleine Reihe 54). Böhlau, Köln 2018. 354 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Die Monarchie als die Staatsform, bei der grundsätzlich ein einzelner Mensch, der seine Stellung vielfach von einem Gott ableitet, als Träger der Staatsgewalt an der Spitze des Staates steht, hat sich vermutlich parallel zu der Bildung von Staaten überhaupt entwickelt. Sie ist für das Altertum vielfach bezeugt, auch wenn sie dort teilweise sogar für längere Zeit von Republik und Demokratie abgelöst wird. Diese sind dann aber in der Folge grundsätzlich wieder von der Monarchie ersetzt worden, so dass zumindest Europa in der frühen Neuzeit bis zu der Revolution in Frankreich in dem Jahre 1789 von Monarchen beherrscht wurde, deren Familien sogar in der Gegenwart verschiedentlich noch das Staatsoberhaupt stellen, wenngleich sie inhaltlich durchweg die politische Macht verloren haben und eigentlich nur noch Entscheidungen der tatsächlichen Machtträger verkünden und repräsentativ wirken dürfen.
Diese Umwandlung von der Monarchie vollzog sich in dem deutschen Sprachraum ziemlich plötzlich an dem Ende des ersten Weltkriegs vor einigermaßen genau einhundert Jahren. Die diesbezüglichen Forschungslagen, Problemkonstellationen und Fragen standen in dem Hintergrund der von der Forschungsstelle für neuere Regionalgeschichte Thüringens an der Universität Jena an dem 13. und 14. Oktober veranstalteten Tagung über das Ende der Monarchien in den deutschen Kleinstaaten. Die seinerzeit vorgelegten Referate stellt der von Stefan Gerber, der in Grimma 1975 geboren, nach dem Abitur des Jahres 1993 in Jena in Geschichte, Germanistik und Erziehungswissenschaft ausgebildet, 2003 als Promotionsstipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes bei Hans-Werner Hahn promoviert, 2013 in Jena habilitiert und 2015 an die Spitze der Forschungsstelle für neuere Regionalgeschichte der Universität Jena berufen wurde, nunmehr gesammelt der Allgemeinheit zur Verfügung.
Gegliedert ist der insgesamt 15 Studien vierzehner Verfasser umfassende interessante und wichtige Sammelband nach einer sachkundigen Einleitung des Herausgebers über die kleinstaatliche Monarchie in dem späten Kaiserreich und in der Revolution von 1918/1919 in drei Abteilungen über Stabilität oder Legitimitätsverfall in der Endphase der kleinstaatlichen Monarchien, über Revolution oder konstitutionelle Transformation bei dem Sturz der Monarchie in den Kleinstaaten 1918 und über Enteignung oder Entschädigung bei der vermögensrechtlichen Auseinandersetzung mit kleinstaatlichen Fürstenhäusern. Behandelt werden dabei territorial etwa Reuß älterer Linie (1867-1902), die thüringischen Staaten, Waldeck-Pyrmont, Lippe, Schaumburg-Lippe, Anhalt, Sachsen-Gotha, Braunschweig und Schwarzburg sowie sachlich der Fürst als Skandal, die Lebensmittelversorgung, der politische Prozess, der lange Abschied, Heinrich Drake, die Zeitenwende, der mögliche Radikalismus, das Kirchenregiment, die Domänenfrage und die Vermögensauseinandersetzung. Im Einzelnen verliefen bei grundsätzlich gleicher Zielsetzung die Abläufe zwar unterschiedlich, doch verzichtete als letzter der deutschen Bundesfürsten auch Günther Victor von Schwarzburg-Rudolstadt nach dem Verzicht auf sein angestammtes Fürstentum vor genau einhundert Jahren zwei Tage später auch auf den Thron des von ihm in Personalunion regierten Schwarzburg-Sondershausen, womit das Ende der Monarchie in den deutschen Kleinstaaten, das der Band durch einige Abbildungen veranschaulicht und durch ein Ortsregister und ein Personenregister hilfreich aufschließt, besiegelt war, wenn auch die schwierigen Vermögensauseinandersetzungen zwischen den republikanischen Regierungen und Landtagen der neuen Freistaaten und den früheren Herrscherhäusern noch Jahrzehnte andauerten.
Innsbruck Gerhard Köbler