Namen und Geschichte am Oberrhein
Namen und Geschichte am Oberrhein - Orts-, Flur- und Personennamen zwischen Mainz und Basel, hg. v. Riecke, Jörg unter Mitwirkung von Greule, Albrecht/Hackl, Stefan (= Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B Forschungen 217). VII, 292 S., 13 Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Vielleicht sind die Namen für Einzelgegebenheiten erst nach den ersten Benennungen für allgemeinere Erscheinungen entstanden, vielleicht war auch das erste Wort ein Name. Jedenfalls sind die Namen ebenfalls grundlegende Bestandteile von Sprachen, selbst wenn sie wissenschaftlich meist von den sonstigen Wörtern getrennt geführt werden. Dementsprechend haben sie für die allgemeine Sprachgeschichte erhebliche Bedeutung und können eine Grundlage oder Hilfe für die Erschließung schlecht überlieferter oder schwer erkennbarer Wörter bieten.
Der vorliegende Sammelband beruht auf einer an dem 1. und 2. Oktober 2015 in dem germanistischen Seminar der Universität Heidelberg abgehaltenen, von der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg in ihr Veranstaltungsprogramm aufgenommenen und großzügig geförderten interdisziplinären Fachtagung, mit der die Zusammenarbeit zwischen Landeshistorikern und Namensforschern beiderseits des Oberrheins belebt und gefördert werden sollte. Er enthält insgesamt 15 Referate. Dabei konnten zwar nicht alle Pläne drucktechnisch verwirklicht werden, doch konnte zwecks Abgrenzung von einer älteren Heidelberger Tradition der von dem Namensraum ausgehende Beitrag Jörg Rieckes über Namen und Geschichte am Oberrhein in Heidelberg (1931-1956) hinzugefügt werden.
An dem Beginn steht Dieter Geuenichs Untersuchung der Erfassung, Überlieferung und ethnischen Zuordnung alemannischer Personennamen des 4. bis 9. Jahrhunderts. Danach werden etwa hessische Familiennamen zwischen Mainz und Neckar, weibliche Familiennamen unter besonderer Berücksichtigung der Pfalz, der Oberrhein in dem deutschen Familiennamenatlas, Johan Peter Hebel als Zeitzeuge, städtische Mikrotoponymie, Basel, Angreth/Annegray diesseits und jenseits der Vogesen, die Neuschöpfung und Dynamik politischer Raumnamen an dem südlichen Oberrhein in dem Mittelalter, die längere Zeit stagnierende Ortsnamenforschung in dem Elsass, Romanisierungen in merowingisch-karolingischen Urkunden des Elsass und des oberen Saargaus, Siedlungsnamen auf heim, Kallmuth/Kalmit in dem Verhältnis zu dem Weinbau, das Projekt eines historischen Ortsnamenbuchs Baden-Württemberg (derzeit 1102 Gemeinden) (Stefan Hackl) sowie auf den Seiten 275 bis 281 die badische Flurnamenforschung und oberrheinische Flurnamen behandelt. Register der Ortsnamen und Raumnamen von Achinisragni bis zur Pfisterin und der Personennamen von Abanus bis Zymmermennin schließen den vielfältigen Inhalt des Werkes benutzerfreundlich auf.
Innsbruck Gerhard Köbler