Leidenschaftliches Rechtsdenken. Interdisziplinäre Beiträge
Leidenschaftliches Rechtsdenken. Interdisziplinäre Beiträge zum 70. Geburtstag von Wolfgang Schild, hg. v. Zabel, Benno/Kretschmer, Bernhard. Königshausen & Neumann, Würzburg 2018. VIII, 235 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Wolfgang Schild wurde in Wien an dem 2. November 1946 als Sohn eines Polizeibeamten geboren und nach dem Studium der Rechtswissenschaft in seiner Geburtsstadt 1967 (!) promoviert sowie in München 1977 habilitiert und umgehend nach Bielefeld berufen. Die in dem vorliegenden Band versammelten Beiträge gehen auf ein Symposium zurück, das aus Anlass des 70. Geburtstags des Jubilars in dem November 2016 an dem Zentrum interdisziplinäre Forschung in Bielefeld stattgefunden hat. Diese Form wurde nach dem kurzen Vorwort der Herausgeber bewusst gewählt, um sowohl der wissenschaftlichen Diskussion wie auch der freundschaftlichen Begegnung breiten Raum zu geben, so dass die Vortragenden und Autoren Gelegenheit hatten, auf besondere individuelle Weise zu gratulieren.
Insgesamt umfasst der Rechtsphilosophie, Strafrecht, Kriminologie, Rechtsikonologie, Strafrechtsgeschichte, Musikwissenschaft und Literaturwissenschaft verbindende Sammelband elf Beiträge aus diesen sehr unterschiedlichen Fachgebieten. Zunächst würdigt dabei nach dem kurzen Vorwort Kurt Seelmann Wolfgang Schild als einen vielseitigen und tiefgründigen Rechtsphilosophen. Danach untersucht Benno Zabel die Würde in Zeiten der Werte, fragt Gunter Gebauer, ob der Kampf gegen Doping noch einen Sinn hat und betrachtet Ralf Kölbel die Verfahrensgerechtigkeit und die Leistungen des Strafprozessrechts an Hand des Strafrichters in der Hauptverhandlung.
Walter Gropp stellt Überlegungen zu dem Anforderungsprofil einer Universitätsprofessur an, Heiner Lück zu dem Carpzov-Epitaph in dem Neuen Paulinum der Universität Leipzig und Gernot Kocher zu dem Verhältnis von Rechtsverfolgung und Körpersprache. Wolfgang Behringer behandelt die Wechselwirkung von Dämonologie und Gesetzgebung in dem Lichte der jüngeren Hexenforschung, Konrad Schüttauf die Geburt der Freiheit aus dem Geiste der Liebe in Beethovens Fidelio, Thomas Vormbaum Meister Floh und die juristische Zeitgeschichte in E. T. A. Hoffmanns „Mährchen in sieben Abentheuern“ und Bernhard Kretschmer den Fall Collini (Ferdinand von Schirach) als ein mögliches Lehrstück über Rache, Krieg und skandalöses Recht. Den Beschluss des vielfältigen, interessanten und dem leidenschaftlichen Rechtsdenken (des Jubilars) gewidmeten Bandes bildet die Fortführung des in der Festschrift des Jahres 2007 bereits gedruckten Schriftenverzeichnisses um die selbständig erschienenen Arbeiten 15-18, die Kommentierungen 6-8, die Aufsätze und Beiträge 208-267 und den Beitrag 14 zu der zweiten Auflage des Handwörterbuchs zur deutschen Rechtsgeschichte, so dass nunmehr jedermann sich einen aktuellen Überblick über das geistreiche Lebenswerk des vielseitig innovativen Forschers und Lehrers verschaffen kann, das voraussichtlich noch längst nicht abgeschlossen sein wird.
Innsbruck Gerhard Köbler