Die hallischen Schöffenbücher aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts

und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, bearb. v. Sato, Dan. Kyoto University Press. Kyoto 2018. 98. 382 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

Die hallischen Schöffenbücher aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, bearb. v. Sato, Dan. Kyoto University Press. Kyoto 2018. XIV, 98. 382 S. Angezeigt v. Gerhard Köbler.

 

Vielleicht seit dem 11. Jahrhundert regte sich in Kenntnis der Antike in Mitteleuropa neues städtisches Leben und fand auch die Schrift wieder vermehrtes Interesse. Dementsprechend wurden in Halle an der Saale ab 1266 bei dem hallischen, 1863 aufgehobenen Schöffenstuhl in mittelniederdeutscher Sprache Schöffenbücher geführt, um alle „gude“ in der Stadt registrieren zu lassen. Dabei umfasst von den in der Gegenwart in der Landes- und Universitätsbibliothek Sachsen-Anhalt aufbewahrten Büchern werden in der Gegenwart das Buch 1 (1266-1325) 124 Blätter, das Buch 2 (1308, 1309 oder 1312 bis um 1369) 34 Blätter, das Buch 3 (um 1334 bis um 1386) 152 Blätter, das Buch 4 (1383-1424) 160 Blätter, das Buch 5 (1425-1455) 212 Blätter, das Buch 6 (1456-1460) 43 Blätter und das Buch 7 (1484-1504, 1542 Nachtrag) 48 Blätter.

 

Vor allem aus ihnen edierte Johann Christoph von Dreyhaupt (1699-1768) 103 Nummern. Eine grundsätzliche Gesamtedition begann Gustav Hertel (1847-1903), der in einem ersten Teil die Texte bis Buch 4 (1401) vollständig veröffentlichte, aber während der Bearbeitung des fünften Buches ab fol. 138v hiervon abging, um den Umfang der Edition nícht zu sehr auszudehnen. Da hierdurch wertvolles wissenschaftliches Material der Öffentlichkeit vorenthalten wurde, hat der junge, bei dem Romanisten Nobuo Hayashi ausgebildete Associate Professor aus Kyoto auf der Grundlage jeweils mehrjähriger Forschungsaufenthalte in Halle und Göttingen mit bewundernswerter Tatkraft diese bedauerliche Lücke erfreulicherweise geschlossen. Demnach liegen damit von den hallischen Schöffenbüchern  auch die zweite Hälfte des fünften Buches (1442-1455), das sechste Buch und das siebente Buch nunmehr in ihrem vollständigem Umfang vor.

 

Vorausgeht der Edition eine ausführliche sachkundige Einleitung, der eine Konkordanz, der Editionen (Dreyhaupt, Hertel, Sato), ein Verzeichnis der Bürgermeister und Ratsherren von 1473 bis 1505 und eine kurze Übersicht über die rund 40 Abkürzungen von a. H. (andere Hand) bis Wwr. (Witwer) beigefügt sind. Behandelt werden dabei japanisch und deutsch allgemein die Quellenlage, die Zeit bis zu der Edition Hertels, die Edition Hertels und allgemeine Eigenschaften der Schöffenbücher sowie die einzelnen Bücher fünf bis sieben unter besonderer Berücksichtigung der Rechtstermini, der Schriftlichkeit und der gelehrten und nichtgelehrten Praxis, wobei dem Bearbeiter vielfältige vertiefte Erkenntnisse gelingen. Die anschließende Edition folgt einleuchtenden modernen Editionsgrundsätzen und wird durch umfangreiche Register der Namen, der Topographie sowie der Sachen und Wörter, in denen anscheinend keine Vorsprechen auftreten, benutzerfreundlich aufgeschlossen.

 

Insgesamt ist dadurch ein wichtiger wissenschaftlicher Fortschritt gelungen. Das mittelalterliche deutsche Recht hat damit neue internationale Freunde gewonnen. Soweit möglich ist diese eindrucksvolle sachliche Leistung durch sprachlichen Beistand vieler Betreuer in vorteilhafte Formen gebracht, wofür allen Beteiligten sehr zu danken ist.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler