Krause, Katharina, Sichtbar und sicher

– Wohnhöfe des Adels in Münster in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts (= Politiken der Sicherheit 4). Nomos, Baden-Baden 2018. 241 S., 105 Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.

Krause, Katharina, Sichtbar und sicher – Wohnhöfe des Adels in Münster in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts (= Politiken der Sicherheit 4). Nomos, Baden-Baden 2018. 241 S., 105 Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Politiken der Sicherheit betreffen neben den Staaten als Gesamtheiten von Menschen auch den Einzelnen unmittelbar. Deswegen musste der Mensch ähnlich wie alle anderen Lebewesen von seinem Anfang an um seine einzelne Sicherheit besorgt sein. Dazu hat er die unterschiedlichsten Überlegungen und Verhaltensweisen entwickelt.

 

Mit einem Teilaspekt dieser Problematik beschäftigt sich das vorliegende Werk der in Schlüchtern 1960 geborenen, nach dem Studium der Kunstgeschichte, klassischen Archäologie und Geschichte in Marburg, München und Paris 1988 in München mit einer Dissertation über den Voeu de Louis XIII – die Chorausstattung von Notre-Dame in Paris unter Ludwig XIV. promovierten und 1993 in Freiburg im Breisgau mit einer Schrift über die maison de plaisance – Landhäuser in der Ile-de-France (1660-1730) habilitierten sowie 1996 nach Marburg berufenen und 2009 zu der Universitätspräsidentin gewählten Verfasserin. Nach dem Nachwort des Bandes geht ihr Interesse an den Münsteraner Bauten auf eine Einladung zu einem Beitrag zu einer Ausstellung über Johann Conrad Schlaun und die Architektur des Spätbarock in Münster 1995 zurück. Den eigentlichen Anstoß für die erneute und in einer neuen Perspektive erfolgende Zuwendung zu dem Baubestand in Münster gab dann der Forschungskontext des Marburg-Gießener TRR/Sonderforschungsbereich Dynamiken der Sicherheit.

 

Gegliedert ist die Untersuchung nach einer Einleitung über Haus, Haushalt, offenes Haus, Öffentlichkeit, Fassade, Türe und Schwelle, Haus und Sicherheit sowie Dynamiken der Sicherheit in fünf Sachkapitel. Sie betreffen eine Typologie des Hauses in Münster in dem Verhältnis zu dem Straßenraum, die Wohnhöfe des Adels mit den Beispielen in der Domimmunität, in dem Bentheimer Hof, in den Entwürfen für den Nordkirchener Hof und dem Beverfoerder Hof mit Ausstrahlungen auf das Palais Thurn und Taxis in Frankfurt am Main und das Hôtel de Louvois und das Hôtel de Torcy in Paris, die Rangfolge der Bauten und Bauherren, Einblicke und Ausblicke in dem Verhältnis von Sichtbarkeit und Sicherheit sowie den Adel in der Stadt. In ihren vielfältigen, durch Abbildungen gestützten Ausführen gelangt die Verfasserin vor der hohen Bedeutung des Erhalts der ständischen Ordnung zu dem Ergebnis, dass die Kommunikation  dieser Ordnung auf dem Feld der Architektur in vielen Aspekten auch der Kommunikation  über Sicherheit zuzurechnen ist, dass aber die eigenständige Sicherung innerhalb des Stadtraums und deren in die Augen fallende Reduktion nach und nach aus dem Blick gerieten, so dass der Rosenberger Hof als letzter großer Neubau eines Adelshofs vor dem Übergang Münsters an Preußen von einem aus den Niederlanden zugewanderten Freiherrn von 1779 bis 1882 (in der Neubrückenstraße 54) als ein Palast mit Front an der Straße errichtet wurde.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler