Landgraf Carl (1654-1730).
Landgraf Carl (1654-1730). Fürstliches Planen und Handeln zwischen Innovation und Tradition, hg. v. Gräf, Holger Th./Kampmann, Christoph/Küster, Bernd (= Veröffentlichungen der historischen Kommission für Hessen 87). Historische Kommission für Hessen, Marburg 2017. XIII, 415 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Landgraf Carl von Hessen-Kassel wurde in Kassel an dem 3. August 1654 geboren und gelangte 1670 zur Herrschaft. Bis zu seinem Tode in Kassel am 23. März 1730 entwickelte er sich zu einem bedeutenden Herrscher. Leitender Gedanke des vorliegenden, ihn würdigenden Sammelbands ist es nach der Danksagung der Herausgeber, sein sich über mehr als ein halbes Jahrhundert erstreckendes Regierungshandeln möglichst umfassend darzulegen.
Eine wichtige Grundlage hierfür ist die von dem 27. bis zu dem 29. Oktober 2016 in der Orangerie in der Karlsaue Kassels veranstaltete internationale Konferenz, die für den Sammelband um verschiedene Beiträge erweitert werden konnte. Als bedeutsame Nachwirkung ist eine Ausstellung zu betrachten, die von dem 16. März bis zu dem 1. Juli 2018 in dem Museum Fridericianum in Kassel gezeigt wird. Insgesamt umfasst das beeindruckend gestaltete, zahlreiche Abbildungen enthaltende Werk mehr als 30 Abhandlungen in mehreren Abteilungen, die mit Christoph Kampmann Beschreibung Carls als Carolus Magnus unseres Zeitalters einsetzen.
Betrachtet werden nacheinander das historische Umfeld des römisch-deutschen Reiches und des dynastischen Europas, in dem der Vater Wilhelm VI. Hedwig Sophie von Kurland geehelicht hatte, das fürstliche Handeln bezüglich des Territoriums zwischen Landesausbau und Repräsentation, die Handlungsfelder fürstlicher Politik (Wirtschaft, Ehepolitik, Montanwesen, Universitätspolitik, Energie, Wissenschaftsillustration), das fürstliche Handeln an dem Hof in Kassel in dem grenzüberschreitenden Transfer von Kultur und Kunst, die Handlungsfelder Architektur, Bibliothek und Musik sowie die zeitgenössische Chronistik und die historische Rezeption des Landgrafen. Dementsprechend betrachtet am Ende Alexander Jendorff unter den Schlagworten Blut, Boden und Beamte die Rezeption des „zweiten Herkules“ in der Geschichtsschreibung der jüngeren Vergangenheit. Fünfzehn Tafeln, Abbildungsnachweise, Abkürzungen und Siglen, ein Verzeichnis der Autorinnen und Autoren sowie ein Personenregister und ein Ortsregister runden das von den Herausgebern vorzüglich eingerichtete Monument für den Schöpfer der Wilhelmshöhe, der Karlsaue und der hugenottisch geprägten Oberneustadt vorzüglich ab, so dass insgesamt ein neues glänzendes Bild eines der bedeutendsten Hessen in der Mitte Europas geboten wird, dem viele interessierte Leser zu wünschen sind.
Innsbruck Gerhard Köbler