Rüthers, Bernd, Wider den juristischen Zeitgeist

– Ausgewählte Schriften, hg. v. Henssler, Martin/Höpfner, Clemens. Mohr Siebeck. Tübingen 2017. XI, 628 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

Rüthers, Bernd, Wider den juristischen Zeitgeist – Ausgewählte Schriften, hg. v. Henssler, Martin/Höpfner, Clemens. Mohr Siebeck. Tübingen 2017. XI, 628 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Nach dem überzeugenden Geleitwort der Herausgeber zählt Bernd Rüthers zu den renommiertesten Arbeitsrechtlern Deutschlands und ist einer der arriviertesten Rechtstheoretiker des 20. Jahrhunderts. Seine von Rolf Dietz betreute Dissertation über den Streik geht von den Interessenbewertungen des Verfassungsrechts aus und seine in der Themenwahl hochriskante, aber den kommenden Zeitgeist vorbereitende Habilitationsschrift über die unbegrenzte Auslegung des Rechts aus politischen Gründen wurde zu einer beispiellosen oder beispielhaften Erfolgsgeschichte. Der Kampf um die inhaltliche Gerechtigkeit musste so zu vielfachen Gegensätzen und Auseinandersetzungen auf den unterschiedlichsten Feldern führen, die seit 1968 in Berlin wie in Konstanz  lebenslangen Ruhm eintragen konnten.

 

Der vorliegende Band enthält 43 in ihrer großen Mehrzahl durch Gefühle angeregte und biographisch beeinflusste, von den Herausgebern in alleiniger Verantwortung ausgewählte Schriften aus den Jahren 1964 bis 2015. Richtschnur war es zum einen, vor allem die heute weniger leicht zugänglichen Beiträge der Allgemeinheit in Erinnerung zu halten, zum anderen, das Juwel der Person des Autors, der sich eine Festschrift stets strikt verbat, dem Leser in all ihren Facetten unmittelbar näherzubringen. Auf diese Weise entsteht von selbst ein beeindruckendes Monument eines unabhängigen, mutigen Gelehrten, der sich um sein Fach und sein Land in höchstem Maße verdient gemacht hat.

 

Von den vier Abteilungen beginnt das Arbeitsrecht mit der Institutionalisierung von Dauerkonflikten als Lösung gesellschaftlicher Probleme, setzen die Grundfragen des Rechtes mit der Unabhängigkeit des Richters und seiner Bindung an Gesetz und Recht ein, wird die Hochschulpolitik mit den Gefahren von Tendenzuniversitäten auf Grund von Kooperationsverträgen eröffnet und werden die auch Bausteine zu einer Biographie Carl Schmitts einschließenden Varia mit einem Rückblick auf Bernd Rüthers juristisches Jahrhundert beschlossen, das bisher 67 Jahre rechtswissenschaftliche Berufsjahre mit vielen glücklichen Fügungen und Begegnungen etwa mit Harry Westermann, Karl Peters, Hans Brox, Helmut Duvernell, Georg Siebeck oder Jürgen Strube umfasst. Möge dieses von Erfolg und Glück begleitete Wirken und Geschehen  noch lange währen.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler