Von der Allegorie zur Empirie

. Natur im Rechtsdenken des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit, hg. v. Lepsius, Susanne/Vollhardt, Friedrich/Bach, Oliver (= Abhandlungen zur rechtswissenschaftlichen Grundlagenforschung Münchener Universitätsschriften Juristische Fakultät 100). Schmidt, Berlin 2018. VI, 328 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

Von der Allegorie zur Empirie. Natur im Rechtsdenken des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit, hg. v. Lepsius, Susanne/Vollhardt, Friedrich/Bach, Oliver (= Abhandlungen zur rechtswissenschaftlichen Grundlagenforschung Münchener Universitätsschriften Juristische Fakultät 100). Schmidt, Berlin 2018. VI, 328 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Bei seiner ersten Begegnung mit der ihn umgebenden Natur dürfte der Mensch einigermaßen empirisch vorgegangen sein. Mit seiner geistigen Weiterentwicklung ist der Erfahrung anscheinend auch die Allegorie zur Seite getreten. Ziel des vorliegenden Sammelbands ist in diesem weiten Rahmen die Beschreibung früher Ansätze naturrechtlicher Systematisierungstendenzen einerseits und die Rekonstruktion langanhaltender Wirkungen vermeintlich überholter Rechtskonzepte andererseits.

 

Dabei leiten die Herausgeber fragend vorsichtig in die Thematik ein. Danach ordnen sie die insgesamt dreizehn, mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft in dem internationalen Begegnungszentrum in München in dem Oktober 2015 vorgetragenen Tagungsbeiträge in vier Gruppen. Diese betreffen das Naturrecht vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit, die Naturrechtsentwürfe des 16. Jahrhunderts zwischen Transzendenz und Immanenz, Anthropologie, Naturrecht und Utopie sowie Natur in den Systembildungen um 1700.

 

Hierbei beginnt Elisabeth Schneider mit dem Tier und der Natur in dem Rechtsdenken des Spätmittelalters, während sich David von Mayenburg mit (Selbst-)Bildern des Bauern an der Wende von dem Mittelalter zu der Neuzeit befasst. Weitere Studien gehen besonders auf Vitorias Summenkommentare, die Schulderleichterung in der frühneuzeitlichen Scholastik, Philipp Melanchthon und Johann Oldendorp, Francisco Suárez, Francis Bacon, juristische Dissertationen, Marsilius von Padua und Hugo Grotius, Henry Nevill und Georg Greflinger, Pufendorf und Thomasius, Giambattista Vico oder die Vergesellschaftung ein. Am Ende schließen ein Quellenregister, ein Personenregister, ein Sachregister und ein Ortsregister, die vielfältigen neuen Einsichten, die sich besonders unter Verwendung abgeschiedener oder fiktiver Orte und der Behandlung theoretischer oder utopischer Gesellschaften ergaben, benutzerfreundlich auf.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler