Buchmann, Bertrand Michael, Insel der Unseligen

– Das autoritäre Österreich 1933-1938. Molden, Wien 2019. 256 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

Buchmann, Bertrand Michael, Insel der Unseligen – Das autoritäre Österreich 1933-1938. Molden, Wien 2019. 256 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Österreich ist aus einer 996 in einer Königsurkunde erstmals ohne genauere Beschreibung erwähnten östlichen Gegend des fränkisch-deutschen Reiches um Neuhofen an der Ybbs in neun Jahrhunderten allmählich zu einer von fünf europäischen Großmächten aufgestiegen. Grundlage dieses Erfolges waren in Gegensatz zu anderen Staatsbildungen der Vergangenheit nicht in erster Linie militärische Anstrengungen, sondern vor allem eine geschickte Verheiratungspolitik. Auch wohl von daher erlangte das nach dem ersten, von ihm begonnenen Weltkrieg zu einem bedeutungslosen Kleinstaat abgesunkene Land in dem Laufe seiner Geschichte die Aura relativer Glückseligkeit, so dass es 1971 von Papst Paul VI. in einer Gesamtwürdigung als isola felice bezeichnet worden sein soll.

 

Mit dem autoritären Österreich zwischen den Jahren 1933 und 1938 beschäftigt sich unter dem Titel Insel der Unseligen das vorliegende Werk des in Wien 1949 als Sohn eines akademischen Malers und Gymnasialprofessors geborenen und nach dem Studium von Geschichte und Geografie sowie der von Erich Zöllner betreuten Dissertation mit dem Titel Der Wiener Linienwall – Geschichte und Bedeutung (1975) bis 2014 als Lehrer an allgemein bildenden höheren Schulen tätigen und während dieser Zeit 1987 mit der Schrift Österreich und Europa von 1815 bis 1830 für neuere Geschichte Österreichs habilitierten und danach auch als Universitätsdozent wirkenden Verfassers. Unter einem vorangestellten Bild von Engelbert Dollfuß in der Pose des betenden Heldenkanzlers und einer einführenden Vorbemerkung gliedert sich das vorliegende Werk in drei Teile. Sie betreffen den Neubeginn unter düsteren Vorzeichen, die Etablierung des Dollfuß-Schuschnigg-Regimes und die Realität in dem „neuen Österreich“ unter dem vergeblichen Appell „seid einig“.

 

Schon in seiner Vorbemerkung betont der Verfasser, dass die erste Republik in ihrer wirtschaftlichen und politischen Handlungsfreiheit eingeschränkt, von überwiegend feindseligen Nachbarstaaten umgeben und durch einander buchstäblich bis auf das Blut bekämpfende politische Lager innerlich zerrissen war. Dementsprechend hat das Erscheinen des neuen Werkes, nach dem auch im Lichte der neuesten Erkenntnisse des Gedenkjahrs 2018 längst noch nicht alles gesagt ist, die Aufmerksamkeit eines interessierten Sachkenners erweckt. Deswegen genügt es an dieser Stelle, auf die reich bebilderte und klar akzentuierte Untersuchung vorweg allgemein hinzuweisen.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler