Kohlheim, Volker, Der Name in der Literatur
Der Name, der als Wort bereits für die Sprachstufe des Indogermanischen zu erschließen ist, ist die Bezeichnung eines einzelnen Menschen oder eines einzelnen Gegenstands zwecks Heraushebung aus einer Gattung beziehungsweise der Unterscheidung von anderen Menschen und Gegenständen. Möglichweise steht er ganz oder weit an der geschichtlichen Spitze der Sprachentwicklung. Jedenfalls ist er seit langem ein bekannter Gegenstand der Sprachwissenschaft, wenn auch nicht alle Sprachhistoriker auch Namenshistoriker sind.
Der Verfasser des vorliegenden Werkes und seine „Mitarbeiterin“ sind jedenfalls nach Ausweis des Literaturverzeichnisses bekannte Namensforscher, deren wissenschaftliche Tätigkeit anscheinend mit Volker Kohlheims 1974 in Marburg vorgelegter Dissertation über Regensburger Rufnamen des dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderts beginnt, die 1977 im Druck erschien. In der Folge hat Rosa Kohlheim 1998 bei Duden das große Vornamenlexikon vorgelegt, das in fünfter Auflage 8000 Vornamen erfasst. Nach dem jetzigen Vorwort scheint es beiden nach mehr als zehnjähriger Forschungstätigkeit in dem Bereich der literarischen Onomastik an der Zeit, ihre Ergebnisse in einer zusammenhängenden Darstellung vorzulegen, wobei den einzelnen Kapiteln an unterschiedlichen Orten veröffentlichte Vorarbeiten zugrundeliegen.
Gegliedert ist die Darstellung in neun Sachkapitel mit verschiedenen Exkursen. Dabei werden nacheinander Personennamen, Ortsnamen in der Literatur, Straßennamen und andere Urbanonyme, der fremde Name in der Literatur, der psychologische Faktor und der Name in der Übersetzung behandelt, wobei Jean Paul, Johann Wolfgang Goethe, Wilhelm Raabe, Andreas Maier, Theodor Fontane, Richard Wagner, E. T. A. Hoffmann, Joseph von Eichendorff, Hans-Ulrich Treichel, Freud und Don Quijote besonderes Gewicht erhalten. Zehn Originalzitate, ein Literaturverzeichnis von rund 80 literarischen Texten und weitere Literatur sowie ein Sach- und Begriffsindex von abwertender Name bis zweite Welt runden das interessante, den literarischen Namen aus pragmalinguistischer, kognitivistischer, tiefenpsychologischer sowie translationswissenschaftlicher Sicht erfassende oder „fokussierende“, wenn auch vielleicht noch nicht völlig abschließende Werk hilfreich ab.
Innsbruck Gerhard Köbler