Bringmann, Klaus, Das Volk regiert sich selbst.

Eine Geschichte der Demokratie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft/Theiss, Darmstadt 2019. 335 S. Angezeigt von Gerhard Köbler. ZIER 9 (2019) 01. IT

Aus den ersten Menschen sind in nicht genau bekannter Weise in dem Laufe ihrer Geschichte Horden, Völker und Staaten entstanden, die zunächst einen tatsächlichen politischen Grundzustand und sehr viel später darüber auch überwiegend eine besondere Urkunde geschaffen oder erhalten haben. Einzelne bekanntere Formen sind dabei die schon in dem Altertum entwickelte Demokratie der Griechen und die ähnlich alte Republik der Römer. Da Demokratien und Republiken auch in der Gegenwart noch auf der Erde bestehen, ist ihre Geschichte von erheblichem politischem Interesse.

 

Mit der Geschichte der Demokratie beschäftigt sich das vorliegende Werk des in Bad Wildungen 1936 geborenen, ab 1956 in Geschichte, klassischer Philologie und Philosophie in Marburg und München ausgebildeten, in Marburg 1962 unter Fritz Taeger bzw. Karl Christ mit einer Dissertation über Studien zu den politischen Ideen des Isokrates promovierten, 1969 mit Untersuchungen zum späten Cicero habilitierten und seit 1971 klassische Philologie und alte Geschichte in Marburg, Darmstadt und Frankfurt am Main lehrenden, 2000 emeritierten Verfassers. Die gut lesbare Darstellung, deren erster Anlass das Unbehagen über die aktuelle Flut der Bekenntnisse zu der Demokratie häufig ohne Sachlichkeit und Sachkenntnis war, gliedert sich nach Vorwort und ausführlicher Einführung in zwei Teile. Sie betreffen die antike Demokratie in Athen und die moderne Demokratie.

 

In dem ersten Teil betrachtet der Verfasser die Entstehung der Demokratie, die Organisation und Politik der athenischen Demokratie, ihre Feinde, die Politik, Rechtsprechung und Redekunst sowie die Demokratie in dem Spiegel antiker Staatstheorie und Publizistik, wobei er mit einer übersichtlichen Zwischenbilanz endet. Der zweite Teil geht von den Grundsätzen der Volkssouveränität, des Repräsentativsystems und der Gewaltenteilung aus und behandelt nacheinander Adelsherrschaft und Parlamentarismus in England, formelle Verfassungen zu der Zeit der französischen Revolution, die Vereinigten Staaten von Amerika (Republik statt Demokratie), landständische Verfassungen und Repräsentativverfassungen in „Deutschland“, den Weg der Vereinigten Staaten von Amerika von der Republik zu der Demokratie, die Entstehung der modernen Parteiendemokratie sowie die Krise der Demokratie in dem Spiegel jüngster Reformvorschläge. An das Ende stellt der bekannte Althistoriker einen Rückblick und Ausblick und bietet verschiedene Hinweise zu Quellen und Literatur, so dass jeder an der Geschichte der Selbstregierung eines Volkes Interessierte das sachkundig gebotene Wissen noch eigenständig vertiefen kann.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler