Rid, Thomas, Mythos Cyberwar.
Da nach einem geflügelten Wort alles zwei Seiten hat, enthält jede Veränderung grundsätzlich Chancen und Risiken. Eine grundlegende Veränderung für den Menschen bedeutet nach der Sprache, der Schrift und dem Druck auch die Verwendung der Eigenschaften des elektrischen Stromes für die Aufzeichnung menschlicher Vorstellungen in der Form der seit der Mitte des 20. Jahrhunderts gelungenen Digitalisierung. Jeder Gedanke kann schneller überall verbreitet, umfassender gespeichert und vielleicht zeitlos aufbewahrt werden.
Mit den diese früher ungeahnten Möglichkeiten vielleicht verbundenen Gefahren beschäftigt sich die vorliegende Studie des 1975 in Aach in dem Hegau geborenen, von 1997 bis 2002 in Sozialwissenschaft und Politikwissenschaft an der Humboldt-Universität in Berlin bei Herfried Münkler und danach an der London School of Economics and Political Science ausgebildeten, 2006 mit einer Dissertation über Embedded warfare – Militar learning and the media promovierten und danach an der School for Advanced International Studies der John Hopkins University und für die RAND Corporation in Washington D. C., an der Hebräischen Universität jerusalem, an dem Institute for Advanced Study in Konstanz, an dem Department of War Studies an dem King’s College in London und zuletzt als Professor für Strategic Studies an der John (Johns?) Hopkins University’a School of Advanced Studies in Washington D. C. tätigen Verfassers. Sie gliedert sich nach dem Vorwort in neun Abschnitte. Sie betreffen die Frage, was ein Cyberkrieg ist, Gewalt, Cyberwaffen, Sabotage, Spionage, Subversion, Attribution und die Gegebenheiten jenseits des Cyberkriegs sowie einen Epilog Josh Stones, dass der Cyberkrieg stattfinden wird.
Nach dem Verfasser ist es zu einer beliebten Phantasie geworden, dass der Menschheit ein Cyberkrieg droht. Dagegen wendet sich das Werk, das auf einen Aufsatz des Verfassers zurückgeht, der in dem Januar 2012 unter dem Titel Cyber War Will Not Take Place in dem Journal of Strategic Studies erschien. Da die Zukunft aber nie sicher absehbar ist, wird man wie bei früheren zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen abwarten müssen, ob der Cyberkrieg stattfinden wird oder vielleicht auch nicht, was letztlich immer davon abhängen wird, ob ein Entscheidungsträger von ihm mehr Gewinn erhofft als Verlust erwartet, obwohl auch diese Erwartungen nach Ausweis vieler konventioneller Kriege nicht immer auf der Seite des den Krieg Eröffnenden verwirklicht wurden.
Innsbruck Gerhard Köbler