Feyer, Sven, Die MAN im Dritten Reich.

Ein Maschinenbauunternehmen zwischen Weltwirtschaftskrise und Währungsreform. Nomos, Baden-Baden 2018. 755 S. Angezeigt von Gerhard Köbler. ZIER 9 (2019) 72. IT

In dem Jahre 1758 wurde in Oberhausen die Eisenhütte St. Antony gegründet, mit der die Montanindustrie in dem Ruhrgebiet begann und die 1808 mit zwei nahen Eisenhütten zu der Hüttengewerkschaft Jacobi, Haniel & Huyssen vereinigt wurde, aus der 1873 die Gutehoffnungshütte – Aktienverein für Bergbau und Hüttenbetrieb in Sterkrade entstand. Unabhhängig hiervon eröffneten Ludwig Sander und Jean Gaspard Dollfus in Augsburg 1840 die Sandersche Maschinenfabrik, aus der die C. Reichenbachsche Maschinenfabrik und später die Maschinenfabrik Augsburg hervorging, die sich 1898 mit der 1841 in Nürnberg begründeten Eisengießerei und Maschinenfabrik Klett & Comp. bzw. ab 1873 Maschinenbau-Actiengesellschaft Nürnberg zu der Maschinenfabrik Augsburg Nürnberg AG und 1908 zu der M. A. N. zusammenschloss. 1921 übernahm die Gutehoffnungshütte die Mehrheit an der MAN, die später an den Volkswagenkonzern gelangte.

 

Die vorliegende, umfangreiche Untersuchung ist die von der Universität Augsburg 2016 angenommene Dissertation des in Wirtschaftsingenieurwesen, Geschichte, Politikwissenschaft und Philosophie ausgebildeten, für MAN in München, Ankara, Houston und Augsburg tätigen, anscheinend in kleineren Studien 2005 erstmals literarisch hervorgetretenen und derzeit die Tochtergesellschaft eines Medizintechnikkonzerns in Dresden kaufmännisch leitenden Verfassers. Sie gliedert sich nach einer Einleitung über Forschungsstand und Quellenlage sowie Fragestellung und Methodik in acht Kapitel. Sie betreffen die MAN am Ende der Weimarer Republik, den Übergang ins „Dritte Reich“, Zwangsarbeit und Oppression, die Bedeutung der MAN für die Kriegsmarine, staatliche Einmischung und stattliche Gewinne, Rüstung des Heeres statt Zivilproduktion, das Kriegsende und die Zeit nach dem „Dritten Reich“.

 

Auf breiter archivalischer Grundlage kann der Verfasser zeigen, dass MAN durch die Verlagerung der Fertigung von Lastkraftwagen und Druckmaschinen auf Panzer und Geschütze sowie Schiffsmotoren eine der bedeutsamsten Stützen der Kriegsmarine des Deutschen Reiches wurde. Die erhebliche Erweiterung des Anlagevermögens während des zweiten Weltkriegs wurde nach Kriegsende der Ausgangspunkt für den späteren weiteren Aufstieg. Mit mehr als 50000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von fast 15 Milliarden Euro ist MAN ein bedeutendes industrielles Unternehmen in Europa, das durch den Verfasser erfreulicherweise eine zeitgemäße geschichtliche, durch fünf Abbildungen und 43 Tabellen veranschaulichte Grundlegung wichtiger Entwicklungsschritte erlangt hat.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler