Chronik der Pfarrei und Kirchengemeinde Meerholz
Nach dem derzeitigen Wissen des Menschen dehnt sich das Universum stetig in unvorstellbarer Geschwindigkeit aus, wodurch alle anfangs noch gut erkennbaren Einzelheiten mit wachsender Entfernung an Erkennbarkeit verlieren. Dementsprechend darf der an Einzelheiten interessierte Betrachter sich grundsätzlich nicht mit dem Blick aus der Distanz genügen, sondern muss sich dem Gegenstand seiner Interessen aus größtmöglicher Nähe widmen. Von daher können für die Beschäftigung mit der Geschichte sowohl zentrale Quellen wie auch lokale Materialien von grundsätzlicher Bedeutung sein.
Die vorliegende lokalgeschichtliche Veröffentlichung ist die leichte Überarbeitung der von Michael Maaser betreuten, in dem Wintersemester 2017/2018 dem Historischen Seminar der Universität Frankfurt am Main zu der Begutachtung vorliegenden Masterarbeit des in Wehrda bei Marburg 1967 geborenen, nach dem Abitur in Frankenberg an der Eder, der Ausbildung zu einem Sortimentsbuchhändler in Korbach und dem Wehrdienst in Frankenberg in Göttingen und Hamburg Theologie studierenden, 1998 in Bad Wildungen ordinierten, von 2000 bis 2007 als Pfarrer der zweiten Pfarrstelle Meerholz-Hailer in Gelnhausen-Hailer tätigen, 2016 mit einer Dissertation über den Konfessionsbegriff im Werden promovierten Schulpfarrers und Schulseelsorgers an einem Berufsschulzentrum und beruflichen Gymnasium in Gelnhausen. Seine mit einem Bild des Pfarrers Lorenz Kohlenbusch aus den 1930er Jahren veranschaulichte Arbeit gliedert sich in eine ausführliche Einleitung und die Edition der Chronik. Die Einleitung bietet nach einer Vorbemerkung methodische Vorüberlegungen zu der Chronik als Diensttagebuch und zu dem methodischen Vorgehen, eine historische Einleitung über Meerholz, Hailer, die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung, die territoriale Lage in dem Kinzigtal, die kirchenhistorischen Hintergründe, die kommunalpolitischen Entwicklungen nach 1919 und die Biographie Lorenz Kohlenbuschs.
Der in Bieber in dem Spessart als Sohn eines Lehrers an dem 26. März 1862 geborene Kohlenbusch selbst gibt eingangs seiner Chronik unter dem 31. Mai 1896 ein von dem Herausgeber vervollständigtes Kurzbiogramm und trat an dem 1. Oktober 1932 nach 36jähriger Tätigkeit in Meerholz, das zu dieser Zeit noch Residenz der Grafen von Ysenburg-Meerholz war, in den Ruhestand. Nach dem Herausgeber wird in der Chronik auf eine Vielzahl von Ämtern verwiesen, die Kohlenbusch „begleitete“ bzw. (auf dem Umschlag) bekleidete. Die in zwei Heften überlieferte Chronik beginnt mit dem 27. Februar 1896, endet mit dem 5. Oktober 1932 und bietet aus größter Nähe Angaben über örtliche Gegebenheiten in zwei Dörfern des Rhein-Main-Gebiets während einer weltpolitisch spannenden Zeit, die der Ortspfarrer für erwähnenswert hielt.
Innsbruck Gerhard Köbler