Dreizehnhundertsiebzehn (1317) – Eine Stadt und ihr Recht. Meran im Mittelalter –
Meran in dem herkömmlich als Burggrafenamt bezeichneten Teil des Tales der Etsch in einem von den Bergen der Texelgruppe, der Sarntaler Alpen und der Ortler-Alpen abgeschirmten, nach Süden offenen Kessel, in dessen Nähe Funde menschlicher Siedlung aus der Latènezeit und der römischen Kaiserzeit belegt sind, wird spätestens 857 n. Chr. als Mairania erwähnt. Bald entwickelte es sich zu einem Vorort der von den Grafen von Tirol allmählich geformten Grafschaft Tirol, deren Hauptstadt es bis 1420 bzw. formal bis 1848 blieb. Seine letzte umfassende Geschichte wurde in dem Jahre 1889 veröffentlicht, in dem Meran noch ganz selbverständlich Teil Österreichs war, ehe es nach dem ersten Weltkrieg als Preis für die Unterstützung der alliierten Siegermächte an Italien gelangte, in dem es in der Gegenwart unter seinen etwa 40000 Einwohnern nach einer Zählung des Jahres 2011 50,47 Angehörige der deutschen Sprachgruppe, 49,06 Prozent Angehörige der italienischen Sprachgruppe und 0,47 Prozent Angehörige der ladinischen Sprachgruppe aufweist.
Ausgangspunkt der vorliegenden aktualisierten, von dem in Bozen 1966 geborenen, in Wien in Geschichte und historischen Hilfswissenschaften ausgebildeten und seit 1992 in dem Südtiroler Landesarchiv tätigen stellvertretenden Archivdirektor Gustav Pfeifer herausgegebenen Stadtgeschichte ist die erste schriftliche Festlegung einer Stadtordnung durch das Privileg Heinrichs von Kärnten-Tirol von dem 11. Juni 1317, in dessen Erinnerung 800 Jahre später eine internationale Tagung in Meran staatfand. Die bereits in dem Folgejahr veröffentlichten Tagungsakten sind wegen der vielfältigen einzelnen methodischen und inhaltlichen Zugriffe keine neue Stadtgeschichte aus einem Guss, bilden aber wesentliche Bausteine und Erkenntnisschneisen für das mittelalterliche Meran. Insgesamt betreffen sie 21 Sachgegenstände.
Dabei führt Josef Riedmann zu Beginn in die allgemeine Rolle der Städte Tirols in dem Spätmittelalter ein, legt aber auch bereits besonderes Gewicht auf Meran. Danach werden die pianura paduana, der Meraner Raum, die Machtverhältnisse in Meran, Stadtherr und Bürger, die Beziehungen der Stadt zu den Landesfürsten, die Sozialstruktur, das Notariat, die Stadtverwaltung, Rat und Bürgermeister, Wohnen und Wirtschaften in der Stadtgasse, San Nicolò, das mittelalterliche Namengut, Mauern, Tore und Häuser in der Baugeschichte, Kunst, Siegel, der Handelsverkehr zwischen Reschen und Brenner, Deutschland und Italien, die Münzstätte und die Feuerordnung detailliert und sachkundig betrachtet. Den Beschluss des mit einem Verzeichnis der Abkürzungen, der Autorinnen und Autoren sowie Registern der Personen und Orte benutzerfreundlich abgerundeten Sammelbands bildet eine vorzügliche Bilanz der Meran in bestes geschichtliches Licht stellenden Tagung durch Ferdinand Oppl.
Innsbruck Gerhard Köbler