Des Kaisers Zeug – Maximilians Zeughaus in Innsbruck,
In dem Laufe seiner Geschichte sammelte der Mensch auf der Grundlage seines besonderen Verstandes allmählich immer mehr Güter um sich. Dabei entwickelte er auch viele neue Geräte, die er in Auseinandersetzungen mit seinen Mitmenschen zu der Durchsetzung seiner Interessen mit Erfolg anwenden konnte. Dementsprechend folgten dem Stein und dem Stock der Speer und der Schild sowie die zunehmend umfangreichere Rüstung, die mit der Entdeckung der Möglichkeiten des Pulvers in völlig neue, zuvor kaum geahnte Dimensionen vorstieß.
Der letzte Ritter stand in diesem Zusammenhang an der Wende zwischen bisherigem Mittelalter und neuartiger Technik und ersetzte die alten feudalen Ritterheere durch bezahlte Landsknechte, denen er moderne, gefährlichere Waffen zu ihrer Verfügung stellen und diese in den kurzen nichtkriegerischen Zwischenzeiten sorgfältig verwahren musste. Zu diesem Zweck ließ der in Wiener Neustadt 1459 geborene und in Wels 1519 gestorbene Maximilian von Habsburg, der 1486 König, 1490 Graf von Tirol, 1493 Landesherr in allen österreichischen Erbländern und 1508 erwählter römischer Kaiser des Heiligen römischen Reiches wurde, außerhalb der Mauern seiner Stadt Innsbruck um 1500 das größte und bedeutendste Zeughaus der österreichischen Erblande errichten, das jahrhundertelang kaum verändert wurde. Bei Gelegenheit des fünfhundertsten Todestages haben die Herausgeber diesem herausragenden Baudenkmal eine beeindruckende Darstellung gewidmet.
Der diesbezügliche, vorzügliche ausgestattete Sammelband enthält nach zwei einführenden Vorworten sechzehn vielfältige und sachkundige Beiträge ausgesuchter Sachkenner. Sie betreffen Magazine der Macht allgemein, das Zeughaus in Innsbruck in europäischem Kontext, den Bau und die Geschichte des größten erhaltenen maximilianischen Zweckbaus, das kriegerische Regiment, Maximilian als ständigen Kriegsherr, Tirol als des Kaisers liebste Grafschaft, die Zeughausbücher, die Veränderungen mit dem Motto aus alt mach neu unter dem Hauszeugmeister Bartholomäus Freisleben, die Baugeschichte des neuen Zeughauses in Innsbruck, zugehörige Jahrringanalysen, die Denkmalpflege des 20. Jahrhunderts, den anderen Blick durch terrestrischen Laserscan, die Steinkugeln als Munition, französische Fahnen, das Zeughaus in bayerischer Zeit und ein Museum in der Kohlstatt. Nachweise und Verzeichnisse runden den von dem Direktor der Tiroler Landesmuseen und der Kustodin der historischen Sammlungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum in dem Zeughaus Kaiser Maximilians vorbildlich herausgegebenen Sammelband bestmöglich ab.
Innsbruck Gerhard Köbler